Auf der Sonnenseite von Marzahn

Ü32: 1.FC Marzahn 94 – FSV Hansa 07 2:2 (1:1)

Im äußersten Osten der Stadt, direkt an der Grenze zu Hellersdorf („Helle Aue“), liegt der Platz des 1.FC Marzahn – „auf der Sonnenseite von Marzahn“ wie diese Gegend auf großflächigen Plakaten beworben wird. Aber wo Sonne ist, gibt’s zwangsläufig Schatten und als exklusiver Schattenspender für die Hansenores betätigte sich an diesem Sonntagvormittag der Schiedsrichter. Eigentlich ist es ja müßig, nach dem Spiel mit dem Referee zu hadern, nach diesem Spiel geht’s nicht anders! Denn der trug seinen Teil dazu bei, die recht unkonventionelle Taktik der Gastgeber kräftig zu unterstützen. Diese traten mit einer Art 6 – 4 – 0 Aufstellung an, wobei die „Sechserkette“ etwa zehn Meter vor dem Strafraum der Marzahner stand. So eine Aufstellung lässt sich im Normalfall mit Pässen in die Gasse knacken, insbesondere mit schnellen Außenstürmern wie Jan und Christian. Doch genau diese Vorstöße wurden mit einer grotesken Regelmäßigkeit vom Schiedsrichter als angebliches Abseits zurückgepfiffen, allein in Halbzeit eins gefühlte 30 mal, von den vielleicht ein Fünftel berechtigt war, in Halbzeit zwei ähnlich. Das führte dazu, dass ein normales Fußballspiel kaum mehr möglich war. Kaum einer traute sich den Pass zu spielen oder Richtung Tor zu starten. Selbst Unterstützer der Heimmannschaft standen kopfschüttelnd am Spielfeldrand („Det war jar nüscht“). Die Alternativmethoden Doppelpass oder Alleingang blieben allzu häufig im dichten Marzahner Abwehrbollwerk hängen. Gelang doch mal was, entschied der Schiri nur zu gerne auf Foul – gegen Hansa versteht sich. Zu allem Überfluss trug der „Unparteiische“ auch noch die gleiche Trikotfarbe wie die Marzahner – schwarz – was auf dem Platz zu weiterer Verwirrung beitrug. Dem mit einem andersfarbigen Leibchen abzuhelfen, kam dem Schiri – trotz wiederholter Hinweise – nicht in den Sinn. Höhepunkt der Performance des „Man in Black“ war die Gelb-Rote Karte für Mannschaftskapitän Ali, dessen „Endlich kein Abseits“ er nach dem Ausgleichstreffer als Schiedsrichterbeleidigung auslegte. Mit Marzahner Vereinsmitgliedern war der Spielleiter vom Wartenberger Sportverein in der Halbzeitpause dagegen per du in anregende Gespräche vertieft – sind ja auch nicht mal fünf Kilometer Fahrtstrecke zwischen beiden Vereinen. Ein Schelm wer Böses dabei denkt… Nach der Respektaktion der Schiedsrichter vor einigen Tagen, die alle Hansenores sofort unterschreiben würden, mal ein schlechtes Beispiel für das viel beschworene Fairplay.

Ansonsten müssen sich die Hansenores natürlich auch an die eigene Nase fassen, dass sie – Schiri hin oder her – den Platz nicht als Sieger verlassen haben. In der ersten Halbzeit scheiterten Jan und Michael an der Latte, Jörn nach schöner Flanke von Sam mit einem Kopfball am gegnerischen Torwart. Insgesamt zu viel Lethargie, es fehlte an Griffigkeit, an Geilheit auf den Ball und auf Tore. In Halbzeit zwei kam lange nichts auf das Marzahner Tor, lediglich in der Schlußviertelstunde, was aber nur noch zum Ausgleich reichte. Die Gegentore waren beide vermeidbar, Hansa verschenkt zwei Punkte und den Anschluss nach ganz oben.

Die Torfolge:
0:1 – Jan tankt sich alleine durch, scheitert am Torwart, den Abpraller verwertet Sam aus zehn Metern flach ins Eck.
1:1 – Nachspielzeit der ersten Halbzeit, ein als Flanke gedachter Ball senkt sich ins kurze Eck, Totti auf dem falschen Fuß.
2:1 – normaler Zweikampf am 16er, Schiri entscheidet Freistoß für Marzahn und Gelb für Ali. Der Ball kommt scharf auf den Torwart, Totti lässt prallen, der Marzahner Stürmer ist schneller als die Hansa Abwehr und netzt ein.
2:2 – einer der viel zu seltenen Angriffe über außen, Ball kommt flach in die Mitte wo der eingewechselte Jonas richtig steht und zum Ausgleich versenkt.

Aufstellung: Totti, Ali, Marcel, Dirk, Axel, Michael, Christian, Jan, Elton (55. Jochen), Sam (60. Jonas), Jörn

0:1 (20. Sam)
1:1 (45.)
2:1 (55.)
2:2 Jonas (78.)