Ballstoppen für Fortgeschrittene

17. Spieltag: FCK Frohnau II – FSV Hansa 07 II 2:3 (0:1)

Es ist Samstagabend, 2.00 Uhr mitteleuropäischer Zeit. Hoffmann sitzt am Tresen. Erzählt Stories aus der legendären Aufstiegssaison. Erntet Schulterklopfer. Auch die aktuelle Saison läuft phantastisch, auch ohne ihn (nein, nicht „oder deswegen?“). Über vier Monate hat er schon nicht mehr das Hansatrikot überstreifen können, verletzungsbedingte Zwangspause. Dann plötzlich, eine SMS, der Trainer. „Kannst Du mitfahren? Personalnot.“. Comeback? Auf Schnee. Oben dran bleiben, Sprung auf Platz 3 möglich. „Letzte Runde, dann den Deckel.“ Morgen wird wieder Fußball gespielt.

Hanseatische Lufthoheit à la Labude.

Die Abwesenheitsliste an diesem Sonntag ist lang und voller Stammspieler. Kreischer fliegt extra aus den USA ein. Eine Spielabsage käme da gerade recht. Doch der Verband hat es den Schiedsrichtern überlassen über die Bespielbarkeit der Plätze zu befinden. Also geht’s auf jeden Fall raus nach Frohnau. Die meisten wollten da ja eh immer schon mal hin. Die 13 verbliebenen Hanseaten machen sich also auf, Fahrt ins Grüne.
Ankunft am Sportplatz des FCK Frohnau. Weißer Platz, roter Ball, es wird bereits Fußball gespielt. Die erste Garnitur des gastgebenden Vereins kickt gerade. Unser Gegner hat sicherlich das Gleiche vor, stehen sie doch auf dem letzten Tabellenplatz, 0 Punkte. Auf einer solche Piste wird kein normales Spiel möglich sein. Die Chance vielleicht die ersten Punkte in Frohnau zu behalten. Der Schiedsrichter spielt mit. Ab in die Kabine, Trikots an! Trainer Marc „Felix“ Nutsch (bringt mit Haberecht und Güroglu die Spieler 38 und 39 in dieser Saison) schwört das Team ein. Rumpftruppe, 12,5 Spieler, die ganze Woche aufgrund des gesperrten Platzes nicht trainiert, der Tabellenletzte auf quasi unbespielbarem Platz. Die Angst vor der Blamage im Nacken. Herausforderung angenommen! Die Mannschaft stellt sich von selbst auf, Labude und Helleberg rücken neu in Viererkette, Güroglu und der schneeerprobte Alpen-Kaká Hubmann rotieren ins Mittelfeld, der Präsident im Tor.

Bereits nach wenigen Sekunden wurde klar was Trainer Nutsch befürchtet hatte: hier regiert Kommissar Zufall! Ballstoppen für Fortgeschrittene. Hansa bemüht sich den Ball laufen zu lassen und bietet Fußball an, so gut es eben geht. Frohnau setzt auf den langen Ball und Absatzkicks, Ball im Aus. Die Gäste suchen das erlösende 0:1, die Angst vor dem Zufallsgegentreffer im Hinterkopf. Diese verstärkt sich noch als es einen Freistoß für die Heimmannschaft gibt. Der Ball wird diagonal vor das Tor geschlagen, rutscht Stürmer Patoglu irgendwie übers Knie, und fliegt ans Lattenkreuz (29. Minute). Puh! Nur zwei Minuten später große Aufregung im gegenüberliegenden Strafraum. Hubmann zieht ab, der Frohnauer Keeper wirft sich in den Ball. Der Abpraller landet bei Kahraman, das ist das 0:1, endlich wieder ein Treffer für den Hansa Stürmer. Nein! Wie eine Robbe auf der Eisscholle reißt der Schlussmann die Fäuste hoch, abgewehrt. Doch Netz ist da, schießt, auf der Linie steht ein Abwehrbein. Kein Tor. Die Hanseaten geben nicht auf, probieren es weiterhin überlegt, auch wenn ihnen der Schnee immer wieder einen Strich durch die Rechnung macht. Dann die 42. Minute, Ablage an den 16er, da steht er, der Schneemann, der Hubmann, Flachschuss, in die lange Ecke. Das erlösende Führungstor, kurz vor der Pause.

In der Kabine werden frierende Füße und Hände an der Heizung aufgewärmt während Trainer Nutsch die Mannschaft lobt. Ordentlich verkauft auf diesem Untergrund. Die zweite Hälfte bietet das gewohnte Bild: Hansa bemüht, Frohnau hofft. Das 0:2 will nicht fallen. aber hinten steht die Abwehr gut. In der 60er Jahren las man im Ruhrgebiet auf einem Plakat den Spruch: „An Jesus kommt keiner vorbei.“, inklusive dem darunter gekritzelten Zusatz: „Außer Libuda!“. In Frohnau werden sie sagen: „Selbst wenn Du da vorbei kommst, nicht an Labude!“. Der Debütant in Hansas Abwehr macht ein sehr gutes Spiel. In der 67. Minute dann Freistoß für Hansa in guter Position. Kahraman mit feinem Füßchen. Diesmal sieht die „Robbe“ nicht gut aus, Patsch, daneben, 0:2. Trainer Nutsch wechselt aus. Mit Kreischer kommt ein erfahrener Spieler für Güroglu ins Spiel, das untermauern auch die grauen Strähnen in seinem Haar. Hoffmann beginnt sich warmzulaufen. Ein Rentnerpärchen schaut erwartungsvoll herüber. Comeback? Hoffmann nickt zuversichtlich.

Dann die 72. Minute, ein vertendelter Ball landet vor den Füßen des gefährlichsten Frohnauers Patoglu, Wumms, Abwehrbein dazwischen, Dropkick mit Links, in die Maschen. Der Anschlusstreffer läutet die Schlussviertelstunde ein. Hoffmann beginnt das Stretching. Und Hansa setzt nach. Karahman bedient Netz außen im Strafraum, der spitzelt den Ball vor das Tor und er gleitet auf dem Schnee unter dem Bauch des Frohnauer Schlussmannes in die Maschen. Ein Kunststück. Da passt keine Bildzeitung mehr dazwischen. Das müsste es gewesen sein. Frohnaus Angriffe verpuffen in der guten Hansa Verteidigung. 88. Minute, Trainer Nutsch erlaubt sich seinen letzten Wechsel. Karahman trabt zur Außenlinie, Hoffmann in die Spitze. Tatsächlich, das Comeback, und dann auch noch als Stürmer.

Hoffmann, heiß wie Frittenfett.

Plötzlich sorgt der umsichtig leitende Schiedsrichter noch für eine Überraschung. Ein weiter Ball segelt in Hansas Spielhälfte, Patoglu steht mindestens 10 Meter im Abseits, aber kein Pfiff. Das lässt er sich nicht nehmen, wieder Anschluss, nur noch 2:3. Hektik kommt auf. Wieder Patoglu am Ball, treibt den Ball nach vorne. Zack, Hoffmann packt die Schere aus, der Doppeltorschütze liegt im Schnee, und nimmt den Ball in die Hand. Freistoß für Hansa. Das wars, Drei Punkte für die Kreuzberger, und zumindest vorerst der Sprung auf den dritten Tabellenplatz. Pflichtaufgabe unter schwersten Bedingungen erledigt.

(Autor: Hoffel)

Aufstellung: Haberecht – A.Selk, Labude, Meiser, Helleberg – Güroglu (70.Kreischer), Behrendt, Hubmann, Netz – Kahraman (88.Hoffmann), Hoss

Tor/e: 0:1 Hubmann (42.,Linksschuss), 0:2 Kahraman (67.,Rechtsschuss,ind. Freistoß), 1:2 Patoglu (72.,Linksschuss), 1:3 Netz (79.,Rechtsschuss,Kahraman), 2:3 Patoglu (90.,Linksschuss)

Karte/n: Labude (gelb/Foulspiel), Kahraman (gelb/Reklamieren)

Spieler des Spiels: David Labude – hinten eine Bank, mit gutem Stellungs- und Kopfballspiel. Gutes Startelfdebüt.

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