Das Pokalspiel, das gar keines war

Aus der Sicht eines Wechselspielers

„Heute geht’s um was!“, motivierte Trainer Ali Ilhan seine Spieler bei seiner Ansprache in der Kabine tief in den Katakomben von Hansa.  Für mich ging es erst einmal darum, die Bälle mit auf den Platz zu nehmen und später den Torwart warm zu schießen. Es war eine lockere Stimmung zu spüren und die Diskussionen über das kicker.de – Onlinemanagerspiel waren auch schon entbrannt. Ich musste mich bereits vor dem Anpfiff ärgern, da ich kein Aufwärmleibchen mit hatte und das ganze Aufwärmen im Trikot absolvieren musste. Schließlich ging das Spiel gegen den VfB Friedrichshain (Kreisliga B) los. Für mich ging zu diesem Zeitpunkt noch gar nichts los, denn ich musste noch einmal zurück in die Kabine um irgendwelche Spielbälle zu holen. Dem ging wohl ein Missverständnis voraus, so dass auch dieser Weg umsonst war.

Nun gut. Als ich zurückkam sah ich eine etwas wackelige Hansa-Defensive und die ersten Chancen für Friedrichshain. Im Laufe der ersten Halbzeit spielte Hansa dann etwas besser und zwischenzeitlich entwickelte sich auch so etwas wie Ballsicherheit im Mittelfeld. Die größte Chance hatten trotzdem die Gegner, die nach viel Verwirrung nur die Latte trafen. Ich musste mir auf der Seitenlinie viel besserwisserische Kritik anhören: „Da muss ich halt auch mal reingrätschen und ordentlich draufgehen“, war von rechts zu hören. Von links kam nur ein Lachen und „Mann, Mann, Mann! Da muss doch jemand stehen!“.  Grund zur Freude gab es dann für alle diese nörgelnden Hansa-Anhänger als nach einer schönen Aktion Tom Neubauer per Kopf einnetzte. Eine schöne Aktion, muss ich zugeben und irgendwie auch gut, dass das noch vor der Halbzeit passiert ist.

Dann war Halbzeit. Ich wartete sehnsüchtig auf das Signal zum Aufwärmen. Beobachtete den Hansa-Trainer schon dutzende Sekunden vor dem Abpfiff, doch dann nur ein emotionsloser Gang in die Kabine ohne Kommentar. „Ok, ich werde wohl nicht direkt nach der Halbzeit kommen“, dachte ich mir. „Gut, schießen wir den Ball ein bisschen durch die Gegend.“ Gesagt, getan. Einige hohe Pässe und einige Schüsse und ein bisschen Smalltalk mit den Hansa-Fans, dann ging auch schon die zweite Halbzeit los.

Mit veränderter Aufstellung, viel Wirbel und vielen unfairen Aktionen, aber mit dem Hinweis vom Trainer, mich aufzuwärmen ging es in die zweite Hälfte. Langsam joggte ich hin und her und beobachtete zugleich das Geschehen. Nach wenigen Minuten stand ich dann auf dem Feld. Ich spielte zunächst hängende Spitze. Zu diesem Zeitpunkt schienen die Gegner etwas machtlos und Hansa ließ den Ball gut laufen. Ich hatte das Gefühl, sofort im Spiel zu sein und bekam gleich einige Pässe. Nach einigen Minuten ein sehr guter Steilpass, den ich mir erlaufen konnte, ich spielte mit links zur Mitte, Stürmer „Joe“ Öktem schoss, der Tormann hielt zunächst und dann war es Halil Duman, der den Ball im Tor unterbrachte. Ich trabte anschließend locker zurück und sagte zu mir: „Ein Tor noch und die Sache ist gegessen.“ Das System wurde umgestellt und ich spielte nun im linken Mittelfeld. Dieses letzte Tor sollte bald darauf folgen: ein Elfmeter, den „Joe“ Öktem, der selbst gefoult wurde, etwas glücklich verwandelte.

„Schön war das eigentlich“, waren meine Gedanken beim Abpfiff der Schiedsrichterin. Stimmt: es pfiff eine Schiedsrichterin, aber wenn ich mit dem jetzt auch noch anfange, müsstet ihr euch noch viel mehr durchlesen und womöglich sollten Gender-Fragen in Bezug auf Fußball und ja noch viel schwieriger in Bezug auf SchiedsrichterInnen beantwortet werden und damit will ich euch jetzt nicht mehr nerven in diesem Pokalspiel, das eigentlich gar keines war.

Aufstellung: Haberecht – Duman, Borchert, Leclaire, Akdogan (65. Pockes) – Wiemer, Aldenhoff, Rauch, Neubauer (55. Hubmann) – M. Bektas – Öktem

Tore: 1:0 Neubauer (35., Kopfball, Wiemer), 2:0 Duman (58., Rechtsschuss, Öktem), 3:0 Öktem (78., FE).

Karten: Öktem (gelb, Scharmützel)

Hansa-Spieler des Spiels: Halil Duman – hinten sicher, vorne mit dem vorentscheidenden 2:0.

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