Der heilige Grund bebt

9. Spieltag: FSV Hansa 07 – BW Mahlsdorf-Waldesruh 2:1 (1:0)

Es ist noch gar nicht lange her, da fuhr die erste Mannschaft von Hansa 07 Siege gegen Mannschaften wie Meteor 06, Süden 09 oder Croatia II ein und die Zuschauer verließen die Spielstätte an der Wrangelstraße mit gleichgültigen Minen. Ganz anders diesen Sonntag: Ovationen zur Halbzeit, ekstatischer Jubel bei Abpfiff. Was war geschehen?

Das Spiel vor gut 120 Zuschauern aus beiden Lagern begann verhalten, da sich die Mannschaften gut neutralisierten. Man merkte den jederzeit fair spielenden Mahlsdorfern das Selbstbewußtsein des Tabellenführers an, der im Wissen um taktisches Verständnis und individuelle Klasse agiert. Hansa setzte den spielerischen Aufwärtstrend der letzten Wochen fort und wußte um seine defensive Qualität, aus der heraus man in solchen Spielen beruhigt nach vorne spielen kann. Den ersten Höhepunkt setzte Kapitän Wichmann, der einen trockenen Schuß aus 18 Metern an den linken Pfosten des gegnerischen Gehäuses platzierte. Diese Chance stellte den Startschuß zu den besten 70 Hansa-Minuten dieser Saison und wahrscheinlich auch der letzten Jahre dar. Flüssig lief der Ball von hinten nach vorne und gelegentlich auch zurück, der Gegner wurde früh und erfolgreich attackiert und kam kaum zu eigenen Gelegenheiten. Nach 20 Minuten hatte Andreas “Pauli” Selk eine Möglichkeit, sich für seine seit Wochen überragende Form selbst zu belohnen, platzierte aber zu zentral. Einem Schuß Orhan Aslans in der 22. Minute folgte der nun hochverdiente Führungstreffer durch Ercan “Joe die Katze” Öktem, der eine Abpraller über die Linie drückte. Aslan hatte nach Doppelpaß mit Muhammet Bektas den Torwart Gerry Pelzer zu einer Parade gezwungen.

Nach 28 Minuten verzeichnete Mahlsdorf den ersten geglückten Torschuß nach Freistoß aus 20 Metern, den Keeper Christian Haberecht unter dem Jubel des heimischen Anhangs aus der Torwartecke hechtete. Nach einer weiteren Chance für Hansa durch Bektas dann der Schock in der 34.Minute: Elfmeter für Mahlsdorf! Jungspund Jesko Borchert hatte den Ball unter Zuhilfenahme eines Mahlsdorfer Beines über die eigene Torauslinie befördert und Schiedsrichter Hirsch von Hertha BSC zu diesem strafenden Pfiff verleitet. Hart, aber vertretbar. Der folgende Schuß freilich geriet zum Fanal für Vereinstrainer, bewußt Elfmeter zu trainieren, denn der Schütze zielte gut einen Meter zu hoch, was nur bei Hanseaten für Glücksfühle sorgte. In der 45.Minute kombinierte sich Mahlsdorf noch schön durch das erst- und letztmals preisgegebene Zentrum, schloß aber wiederum zu unkonzentriert ab. Danach belohnten die Zuschauer die Mannschaft mit Beifall für eine fantastische erste Halbzeit gegen gewiß starke Gegner. Sogar ein einzelner Paß des exzellent aufgelegten Aslans in die Schnittstelle der Mahlsdorfer Abwehr sorgte für Jubel. Gänsehaut pur.

Die zweite Halbzeit setzte den Film des Spiels nahtlos fort, Mahlsdorf stark, Hansa stärker. Nach ein bis zwei kleineren Gelegenheiten eroberte sich die Offensive den Ball am Mahlsdorfer Strafraum, und erneut Öktem nagelte den Ball nach 2 Schritten Anlauf humorlos unter die Latte. Nach 70 Minuten hatte Bektas noch eine gute Chance, danach merkte man der Hansa-Mannschaft das intensive Spiel und diverse Umstellungen nach Auswechslung an. Mahlsdorf, nie aufsteckend, kam immer stärker auf und in der 85.Minute zu einem Freistoß aus 35-Meter-Rechtsaußenposition, als der eingewechselte Engel den Ball vertändelte und sich zu einem Foul genötigt sah. Der Ball nahm diese verhängnisvolle Flugkurve, die einen Torwart zwingt, bis zuletzt mit einer Entscheidung über links, rechts oder stehenbleiben zu warten und dann doch machtlos hinterher zu schauen.

Dieser Treffer gab dem Klassenprimus endgültig den Glauben zurück, denn nun rollten Angriffe im Minutentakt auf Haberechts Tor. Doch irgendwie war der Fußballgott auf Hansaseite und versperrte dem Schiedsrichter den Blick auf eine Textilbremse von Lazlo Strzoda, deren korrekte Ahndung Mahlsdorf eine weitere Übungsmöglichkeit vom ominösen Punkt gegeben hätte. So aber pfiff der Schiedrichter nach 3 + 3 Nachspielminuten unter dem nun befreiten Getöse des 07er-Mobs ab und beendete eine denkwürdige Partie. Sogar der leidenschaftlich kämpfende Gegner kam nicht umhin, von einem verdienten Hansa-Sieg zu sprechen. Die Mannschaft aber feierte mit den fantastischen Fans und nahm das Lob für ein Erlebnis entgegen, wie man es nicht alle Tage genießen darf. Danke!

Aufstellung: Haberecht – A.Selk (80. Engel), Borchert, Strzoda, Büchner – Rauch (72. Sarikurt), Wichmann – Huber (63. Duman) Aslan, Bektas – Öktem.

Tore: 1:0 Öktem (25. Linksgrätsche, Aslan), 2:0 Öktem (62. Linksschuß, Aslan), 2:1 Hoffmann (85.)

Karten: Huber, Rauch (beide gelb, beide Foulspiel)

Spieler des Spiels: Ercan Öktem, beweglich und gefährlich, zudem Matchentscheider, und  Henrik Wichmann, Abräumer und Dirigent, Autorität versprühender Zweikämpfer – ein Bilderbuchkapitän.

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