Die Tristesse nördlich des Berliner S-Bahnrings

21. Spieltag: SG Nordring – FSV Hansa 07 2:1 (1:0) 

Als einem der zahllosen „Zugezogenen“ in Berlin wurde mir ja damals erklärt, dass man bei der Wohnungssuche unbedingt beachten sollte, innerhalb des S-Bahnrings zu bleiben, da es sonst … na ja, durchaus trist werden könne.

Auch in diesem Fall zeigte sich wieder, dass der gute alte Fussball so einige, über seine engen Grenzen hinausweisende Wahrheiten bereithält. Genauer gesagt beim Auswärtsspiel von Hansas Ersten bei der SG Nordring.

Mit einem äußerst knappen, aber durch die Zweite, in Person von Strzoda und Selk, Pauli, gut verstärkten Aufgebot machten sich die Hanseaten auf den Weg in den Prenzlauer Berg. Die Ausgangslage war klar, nach den teils deftigen Niederlagen in den Spitzenspielen gegen Schöneberg und zuletzt Charlottenburg hieß es Anschluss halten und bei einem vermeintlich „kleineren“ Team der Liga wieder drei Punkte zu holen. Die Mittel des Gegners, ein gepflegt körperlich robustes und kompromissloses Spiel waren ebenso bekannt.

Soweit so gut. Von Anpfiff an zeigte sich jedoch, dass die letzten Spiele und die vielen personellen Rotationen nicht spurlos am Team aus Kreuzberg vorbeigegangen sind und es entwickelte sich ein äußerst zerfahrenes Spiel, in dem sich die beiden Teams auf schwachem Niveau im Mittelfeld neutralisieren. Doch anstatt dass Hansa seine Unsicherheiten ablegt und langsam ins Spiel findet, wirft Nordring die elementaren Dinge des Fußballs, laufen, kämpfen wollen in die Wagschale und geht mit einer 1:0 Pausenführung nicht mal unverdient in die Halbzeit. Die Chance zum Ausbau auf 2:0 wurde aus 5 Metern relativ kläglich vergeben.

Und Hansa? Zwei, drei Chancen auf den Ausgleich wurden vergeben, dazu verzeichnete man ein leichtes Übergewicht im Ballbesitz, den allerdings vornehmlich in der eigenen Hälfte. Stattdessen gewann die Unruhe zunehmend die Überhand auf dem Platz. In nahezu jeder Situation nutzten die Kreuzberger die Gelegenheit sich noch schnell mit dem Schiedsrichter, Mit- oder Gegenspieler auszutauschen, dass das Spiel zu dem Zeitpunkt oft noch weiterlief, Nebensache.

Auch die zweite Halbzeit ist schnell erzählt. Nach dem 0:2 Rückstand (?? Minute), kam Hans etwas besser in Tritt und legte zumindest läuferisch und kämpferisch zu. Vor allem über die linke Seite konnte sich immer mal wieder ein Übergewicht erspielen werden. Mehr als der Anschlusstreffer durch Eck(e)hardt zum 1:2 in der 82. Minute, bezeichnenderweise nach einer Standardsituatiuon, sprang jedoch nicht mehr heraus. So blieb es auch bei der nicht unverdienten Niederlage.

So nimmt man die auf Kreuzberger Seite (hoffentlich) die Erkenntnis mit, dass ohne die altmodischen Werte wie Einsatz, Wille und Laufbereitschaft einfach kein Spiel zu gewinnen ist. Fussball ist und bleibt ein relativ simpler Sport, in der Kreisliga A allemal. Nächsten Sonntag ist wieder die Gelegenheit dies zu zeigen, beim Derby gegen den Kreuzberger Rivalen von Anadolu Umutsport.

Und auch dem Autoren war nach dem Spiel endlich klar, was es mit der Tristesse außerhalb des S- Bahnrings eigentlich auf sich hat und das bei strahlendem Sonnenschein. Danke Fussball.

Aufstellung:  Haberecht – Eckhardt, Strzoda (46. Ciftci), Borchert – Güroglu (78. Karayel), Akdogan, Wichmann, Selk – Kökyaprak, Kopocinski – Yildirim

Tore: 1:0, 2:0; 2:1 Eckhardt (82.)

Spieler des Spiels: „Micki“ Kopocinski: Wie alle anderen auch in der ersten Halbzeit mit vielen kleinen Fehlern, aber zumindest immer voll engagiert. In der zweiten Halbzeit mit viel Laufbereitschaft, immer anspielbereit und um Struktur im Spiel kämpfend.

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