From coast to coast

19. Spieltag: Hansa I – TUS Makkabi II 1:0 (1:0)

Auszug aus dem „Fußball-Lexikon der erklärungsbedürftigen Wunder, Floskeln und Phänomene“ von Prof. Dr. Rolf Töpper aus Wien.

Dreckiger Sieg, der: Eine Mannschaft, die sich damit rühmt, einen dreckigen Sieg eingefahren zu haben, ist entweder a) clever und abgeklärt oder paktiert b) mit dem lieben Fußballgott. Egal, wie man es dreht und wendet, nach Abpfiff steht das zynischste aller Fußballergebnisse zu Buche: 1:0. Ein einziges Tor in 90+X langen Minuten, ein Tor jedoch, das über Wohl und Wehe des weiteren Saisonverlaufs entscheidet, das Selbstbewusstsein beflügelt, bisweilen auch zu Übermut verleitet. (Maßloser Bierkonsum erweist sich hierbei als förderlich.) Ein dreckiger Sieg ist also der Garant für ausgelassene Jubelorgien, in der Gewissheit, dem Gegner das Wochenende gründlich vermiest zu haben – dreckig halt. Als Paradebeispiel gilt der Heimsieg des FSV Hansa 07 gegen den TUS Makkabi II. Nicht minder populär: Der 1:0-Auswärtssieg der Kreuzberger gegen den FC Karame am 10. Spieltag.

Makkabi verabschiedet sich

Die wichtigste Nachricht vorweg: Nach langen Monaten der asbestverschuldeten Heimatlosigkeit ist die Wrangelritze wieder bespielbar. Adieu, Halbinsel Stralau! Willkommen zurück auf einem der wohl kleinsten Fußballplätze Berlins. So klein, dass ein schussstarker Torsteher den Ball – Sturmtief Emma sei Dank – von Sechzehner zu Sechzehner bolzen kann. From coast to coast.

Nur noch wenige Minuten waren in der ersten Halbzeit zu spielen, als Christian Haberecht eben dieses Kunststück gelang. Der Gegner war vom mächtigen Abschlag wohl zu beeindruckt, nur so lässt sich das trantütige Abwehrverhalten erklären, das Ferdi Sarikurt mit dem Tor des Tages bestrafte (44.). Und das ging so: Zwischen Libero und Torwart einfach mal den Kopf hinhalten, den Ball humorlos in die lange Ecke platzieren – danach zum Jubeln in Richtung Eckfahne abdrehen. Endlich ging Hansa mal in Führung und musste keinen Rückstand aufholen.

In der auf vier Positionen veränderten Aufstellung der Wrangelkicker ragte kein Spieler heraus. (Ali Ilhan kam nicht zum Einsatz.) Vielmehr überzeugte die Mannschaft als selbstloses Gesamtkonzept: In der Abwehr routiniert, im Mittelfeld läuferisch und technisch überlegen, im Sturm den frühen Abschluss suchend. Dass es dennoch nicht gelang, die knappe Führung auszubauen, lag am starken Torwart der Gäste. Selbiges Kompliment geht aber auch an Christian Haberecht. Er hielt die haltbaren Bälle fest, den Rest fauste er in torunverdächtiges Terrain. Und als er zwei Minuten vor Schluss auch noch einen (unberechtigten) 18-Meter-Freistoss entschärfte, war der Sieg perfekt, die Schlussoffensive der Gäste blieb folgenlos. Makkabi verabschiedet sich damit vorzeitig aus dem Titelkampf, nur noch drei Mannschaften kommen für den Aufstieg in Frage. Darunter der FC Karame, der ärgste Verfolger der Kreuzberger, den es nun ähnlich clever und abgeklärt zu besiegen gilt. Wie im Hinspiel. Mit 1:0 – mit dem dreckigsten aller Fußballergebnisse.

Aufstellung: Haberecht – Linke – Catal, Akdogan, Fischer – A. Selk, Kökyaprak (75. Vissers), Gorelik (46. Meiser), Sarikurt – Emmerling, Tucic (46. Dumam)
Tore: 1:0 (44.) Sarikurt