Hurra! Oder doch nicht? Doch!

14.Spieltag: FSV Hansa 07 I – BFC Südring I 6:3 (3:1)

Es war endlich wieder soweit: Erstes Saisonspiel der Hansa und dann auch noch vor heimischer Kulisse. Die Witterungsbedingungen ließen einiges zu wünschen übrig ebenso wie die Defensivabteilung der Hanseaten. Stark geschwächt aufgrund der Ausfälle von Leclaire, Vissers und Borchert begann die Partie besser als zu erwarten.

Zehn Minuten waren gespielt als Maxim nach einem Solo hängen blieb und dem heranstürmenden Neubauer das Spielgerät vor die Füße fielen ließ. Annahme, Körpertäuschung und draufgehalten. 1:0 Hansa. Optimismus machte sich auf Trainerbank und Fankurve breit. Das Spiel wurde in der Folge zerfahrener. Fehlpässe und lange Bälle insbesondere auf Seiten Südrings waren die Folge. Doch die Mannschaft kämpfte und zeigte Einsatz. In der 22. Minute dann die Ernüchterung. Fehlpass in der Vorwärtsbewegung, schneller Konter – schon war die Führung dahin.

Im Gegensatz zu vorangegangenen Partien fasste sich die Erste ein Herz und versuchte weiter ein solides Kurzpasspiel aufzubauen. Gerade die so arg geschwächte Innenverteidigung brillierte durch viel Übersicht und Ruhe. Die logische Folge, dass früher oder später Chancen produziert würden stellte sich zunächst nicht ein. Bis zum gegnerischen Strafraum lief das Bällchen ansehnlich, doch dann wurde oftmals zu kompliziert oder aus der Distanz versucht. Ein Angriff über die bärenstarke linke Seite sollte dann doch zum Erfolg führen. Ein Querpass über das gesamte Feld landete bei Duman, der in seiner unnachahmlichen Art in den gegnerischen Sechzener eindrang. Eine Kombination aus Schwächeanfall und leichter Berührung des Gegenspielers brachte ihn zu Fall. Elfmeter. Öktem, Goalgetter vom Dienst, trat an und verwandelte überraschend sicher ohne zu stolpern. Nur zwei Minuten später klingelte es wieder nach einer Ecke im Kasten der Gäste. Der Kopfball von Weikardt findet seinen Weg aus dem Gewühl zum Einschuss bereiten Gruhn, der aus kurzer Distanz vollendet. Halbzeit.

Hansa kam mit Druck aus der Kabine und wollte nun demonstrieren auf wessen Platz hier gespielt wird. Der Ball lief flüssig durch die eigenen Reihen und Südring lief hinterher. Die Gäste hatten lediglich lange Bälle als Rezept ausgemacht und blieben somit sehr berechenbar. Südring machte etwas auf, um mehr Chancen zu generieren. Nun ergaben sich Räume auch zu schnellen Kontern. Nach 52 und einer wunderschönen Kombination, die über acht, neun Stationen ausgespielt wurde, landete der Ball bei Öktem, der sich an der Grundlinie gegen gefühlte fünf Verteidiger durchsetzte und präzise auf Weikardt ablegte der aus 11 Metern einnetzte. 4:1. Die Offensivabteilung spielt sich nun in einen Rausch, der Angriffswelle auf Angriffswelle folgen ließ. Fast im Minutentakt  boten sich beste Einschussmöglichkeiten. Es sah manchmal mehr danach aus jene Spieler in Szene zu setzen, die noch nicht getroffen hatten, als konsequent den Abschluss zu suchen. Von den Rängen wurden nun weitere Treffer eingefordert. Nach einer etwas zu lang geratenen Ecke landete der Ball bei Jeannest de Gyvès der vom gegenüberliegenden Flügel den Ball zurück ins Getümmel flankte und Gruhn erneut eiskalt aus sieben Metern ins Netz drosch. Das Spiel schien gelaufen. Doch der enthusiastische Offensivgeist riss immer größere Lücken in der Rückwärtsbewegung in das bis dato gut gestaffelte Mittelfeld. Südring konterte(!) nach einem 5:1 Rückstand und kam innerhalb von 5 Minuten zu den Treffern zwei und drei. Haberecht wurde zweimal sträflich von seinen Vordermännern im Stich gelassen und war machtlos bei beiden Gegentreffern. 5:3 also. Was war da denn los? Aber wie alle kitschigen Geschichten hat auch diese ein Happyend und man gab den Sieg nicht mehr aus der Hand. Die in der Offensive ständig für Gefahr sorgenden Wiemer und Öktem, krönten das Spiel dann noch mit dem halben Dutzend für Hansa. Nach 82 Minuten war das Spiel nun wirklich gelaufen und Südring ergab sich seinem Schicksal.

Und die Moral der Geschichte? Öktem und Weikardt sind als Strumduo enorm wichtig für den Blick nach oben, da sie für eine unberechenbare und kaum zu kontrollierende Offensive sorgen. Kopfballtraining bei Standardsituationen sollte häufiger mal den Weg in den Trainingsplan finden. Und nach einer 5:1 Führung könnte durchaus etwas mehr Ruhe Einzug ins Spiel finden, um nicht den Lohn einer sehr guten Leistung zu verlieren. Wird das beherzigt, sind die internationalen Plätze in greifbarer Nähe. Von der Meisterschaft sollte man allerdings noch nicht reden.

Aufstellung: Haberecht – Buchner, Gruhn, Kökyaprak, Duman – Neubauer, Wichmann, Rauch, Jeannest de Gyvès – Öktem, Weikardt

Tore: 1:0 Neubauer (10., Rechtsschuss), 1:1 (22.), 2:1 Öktem (33., FE), 3:1 Gruhn (35., Rechtsschuss), 4:1 Weikardt (52., Rechtsschuss, Öktem), 5:1 Gruhn (65.,Rechtsschuss, Jeannest de Gyvès), 5:2 (73.), 5:3 (78.), 6:3 Öktem (82., Linksschuss, Wiemer)

Karten: Wichmann, Weikardt (beide gelb)

Mann des Spiels: Ender Kökyaprak. Von Woche zu Woche ist eine stetige Verbesserung zu beobachten. Selbst in der ungewohnten Innenverteidigung brillierte Kökyaprak durch ein sicheres Aufbauspiel und abgeklärtes Zweikampfverhalten. Bestnote eins. Erwähnenswert ist zudem Maxim Jeannest de Gyvès, der auf dem linken Flügel im Duett mit Duman für viel Wirbel sorgte und mit viel Übersicht agierte.

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