Luft Hansa

21. Spieltag: SC Alemannia 06 I – FSV Hansa 07 I 1:2 (0:1)

Die Vorzeichen vor dem gestrigen Spiel standen schlecht. Vier Spiele in Folge hatte Hansa nicht gewonnen, war teilweise desolat gegen Abstiegskandidaten aufgetreten und jetzt stand das Spiel bei Alemannia 06 vor der Brust, die zwar auch gehörige Probleme in der Rückrunde haben, aber noch kein Heimspiel verloren hatten. Und wer den großen Platz der Alemannen sah, durfte davon ausgehen, dass es auch so bleiben würde, hatte Hansa auf großen Plätzen doch bisher immer ziemlich schlecht ausgesehen. Für Hansa-Kenner waren die Vorzeichen allerdings gut: Kein Aufstiegsdruck mehr + ein Spiel bei einer Mannschaft, die in der Tabelle vor Hansa steht = klarer Auswärtssieg!

So sollte es dann auch laufen. Trainer Ilhan stellte auf ein 3-4-3 um, zauberte den Langzeitverletzten Weikardt aus dem Hut und Kapitän Wichmann sollte auch wieder mit von der Partie sein und so hieß es dann für alle Mitreisenden: Fasten seat belt!

Hansa setzte den Gegner von Anfang an gehörig unter Druck und ließ diesen kaum zur Entfaltung kommen. Die umformierte Abwehr um Vissers, Schachner und Kökyaprak ließ hinten nichts anbrennen, alles andere wurde von Rauch und Wichmann sauber weggesaugt, letzterer brachte wieder die lange Zeit vermisste Grundordnung ins Hansa-Mittelfeld zurück und ist als Säule in der Mannschaft einfach unersetzlich. Zu guter Letzt überraschte Bektas alle mit ungeahnten Defensivqualitäten. Hansa war präsent und dominant. Die Führung war also nur eine Frage der Zeit. Alemannia, hinten ziemlich unsortiert und mehr mit Verbalattacken beschäftigt, versuchte wohl so etwas wie eine Abseitsfalle aufzustellen, so konnte Öktem den Ball an Weikardt durchstecken, der plötzlich zusammen mit Jeannest de Gyves frei vor dem gegnerischen Torhüter auftauchte, sich nicht auf Spielereien einließ und den herausgeeilten Torhüter umkurvte. 1-0.

„Als das Kind Kind war,
spielte es mit Begeisterung
und jetzt, so ganz bei der Sache wie damals, nur noch,
wenn diese Sache seine Arbeit ist.“

– Peter Handke

Zum Glück sind wir alle Kinder…
Hansa gewann mehr und mehr an Höhe und hätte in der Folge durchaus noch ein oder zweimal nachlegen können, zB als Sebastian Niehoff, der ein bemerkenswert unaufgeregtes Debüt im Hansa-Trikot gab und zeigte, dass er durchaus eine Verstärkung für die Hanseaten ist, einen Freistoß in den 16er flankte und „Air“can Öktem hochstieg aber nur den Querbalken traf. Alemannia fand nahezu gar nicht statt und war mehr mit Lamentieren beschäftigt. Um die 30. Minute tauchte dann plötzlich doch ein ‚Alman’ frei vor Haberecht auf, doch auch dieser hatte einen Sahnetag erwischt und wehrte toll per Fuß ab.

So ging es in die Kabinen und auch dort spürte jeder, dass es nur einen Sieger in dieser Partie geben würde. Das gewisse Hansa-Flair lag in der Luft. Leider musste Vissers wegen einer Magenverstimmung in der Halbzeit raus und konnte seinen persönlichen Höhenflug mit drei Scorerpunkten aus den letzten drei Spielen vorerst nicht fortsetzen. Für ihn kam Borchert ins Spiel.

Die zweite Hälfte ging allerdings nicht besonders rosig los als die Abwehr einen bereits gewonnenen Ball an der Grundlinie wieder leichtfertig hergab und Alemannia an den Elfmeterpunkt zurückspielen konnte, dort stand ein Stürmer sträflich frei und schoss zum viel umjubelten Ausgleich ein. Doch heute sollte es keine Bruchlandung mit Air Hansa geben. Die Crew schüttelte sich einmal kurz, fing sich wieder und Rauch strafte seine Kritiker Lügen, indem er einen Ball grandios aus dem Mittelfeld Schachner in den Lauf spielte; dieser spielte seinen Gegenspieler mustergültig aus und flankte diesmal im Gegensatz zur Vorwoche Öktem auf den Kopf, der den Ball aus 7 Metern nur noch in die Maschen einnicken musste. 2-1. Der Wille der Alemannen war im Grunde gebrochen. Sie waren eigentlich nur noch im Spiel, weil sie Freistöße zugesprochen bekamen, die sie auswärts wahrscheinlich nicht zugesprochen bekommen hätten dürften würden sein. Und weil Hansa einige Hochkaräter liegen ließ, zB als Sebastian Niehoff auf rechtsaußen durchbrach, aber leider nur das Außennetz zum Zittern brachte. Oder als Niehoff Öktem großartig freispielte, dieser aber kläglich vergab (70.).

Bisher hatte Weikardts Knie gehalten, aber um das Glück nicht übermäßig zu strapazieren brachte Ilhan nun Neubauer für den Wunderstürmer und auch Akdogan, der sich schon an der Außenlinie fast verausgabt hatte, sollte für Jeannest de Gyvès in die Partie kommen.

Da Hansa den Sack nicht zugemacht hatte, ging am Ende ein wenig das Zittern los, als es noch einige strittige Szenen zu überstehen galt und Haberecht in der 85. Minute sein ganzes Können unter Beweis stellen musste, als er einen platzierten Schuss aus kurzer Distanz aus der Ecke fischte. Die restliche Spielzeit brachte Hansa routiniert über die Bühne und setzte leicht verspätet zur Landung des nächsten Auswärtssieges an. Die Mannschaft bedankt sich bei allen, die dabei gewesen sind for choosing Air Hansa!

Aufstellung: Haberecht – Schachner, Vissers (46.Borchert), Kökyaprak – Niehoff, Rauch, Wichmann, M.Bektas – Jeannest de Gyves (79.Akdogan), Öktem, Weikardt (75.Neubauer)

Bester Spieler: Wirklich jeder hat gestern eine Topleistung abgeliefert und so zum gelungenen Sonntag beigetragen. Wenn einer wirklich herausstach, dann Mo Bektas, der so viel lief und auch noch grätschte, dass wir uns schon fast Sorgen machten.

Tore: 0:1 Weikardt (14.,Rechtsschuss,Öktem), 1:1 (54.), 1:2 Öktem (61.,Kopfball,Schachner)

Karten: Weikardt, Öktem, Gyves de Jeannest (alle Foulspiel)

Bes. Vorkommnisse: In der Halbzeit drohte Rauch Öktem die Freundschaft zu kündigen, falls dieser mit Rot vom Platz fliegen würde. Dieser hielt sein Versprechen und sie sind weiterhin dicke Freunde!

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