Meister im Herzen

22.Spieltag: SV Karow II – FSV Hansa 07 II 3:0 (1:0)

Wo soll ich anfangen? In Unterhaching, wo im Jahr 2000 der Begriff »Vizekusen« entstand? Auf Schalke anno 2001, wo sich Zehntausende vier Minuten lang als Meister fühlen durften? Oder dann doch in Karow, wo die Zweite von Hansa auf der Ziellinie die Schale verlor?
Eigentlich durfte sich die Zweite der Hanseaten bereits als Meister fühlen, war man doch der Konkurrenz vor dem letzten Spieltag sportlich auf uneinholbare sechs Punkte enteilt. Doch dann am Donnerstag die bereits erwartete Nachricht: der SV Karow II bekam die Niederlage bei SK Türkyurt II als 6:0-Sieg gutgeschrieben, weil Türkyurt nicht im Stande war den Spielbericht innerhalb von zwei Monaten beim BFV einzureichen. Drei Punkte am grünen Tisch, besseres Torverhältnis, Meisterschaftschancen für den Zweitplatzierten aus dem Berliner Norden wieder da.

So fuhr der Hansa-Tross gen Karow, frohen Mutes, aber ohne einige Stammspieler (Emmerling, Schumann, Linke, P.Kohl), was aber eigentlich kein Problem darstellen sollte. In Karow angekommen, empfing die Kreuzberger laute Musik, der Duft von Bratwurst und ein sehr kurzer Platz, was später noch eine entscheidende Rolle spielen sollte.

Die Karower, die sich vorab als recht freundlich erwiesen hatten, bereiten ihrer Mannschaft ein großes Auflaufprocedere, mit Einlaufmusik und Aufstellungsansage. Der Gast hingegen wurde nicht zum bereits feststehenden Aufstieg beglückwünscht und die Bank musste 90 Minuten lang stehen. Da hatten die Kreuzberger anderes erwartet.

Das Spiel begann mit Vorteilen für die Heimmannschaft. Hansa wirkte schläfrig, etwas unsortiert und kam oftmals zu spät. Allein in den ersten fünf Minuten entschied die unglaublich kleinlich pfeifende Schiedsrichterin auf Freistoß an der Strafraumkante. Doch das Visier der Karower-Schützen war glücklicherweise nicht gut justiert. Nach ca. 15 Minuten bekamen die Hanseaten Zugriff auf das Spielgeschehen und übernahmen das Kommando, ohne sich dabei wirklich gefährlich in Szene setzen zu können. Und genau in diese Drangperiode fiel das 1:0 (23.). Ein Eckball wars, ein Kopfball wars, eine Schlafmützigkeit wars.

Diesem Rückstand lief Hansa den Rest der ersten Hälfte hinterher und hätte Engin Kahraman nicht versucht den Ball über den Torwart zu lupfen, sondern flach abzuschliessen (32.) und Bill Köhntopp bei seinem Drehschuss etwas mehr Glück gehabt (35.), wer weiss, was dann möglich gewesen wäre. Auf der Gegenseite verhinderte Totti Gladis mit zwei guten Paraden das zweite Gegentor.
So ging es dann in die Pause.

Dort wurde zwei Mal gewechselt und besprochen, hier noch ein mal alles zu versuchen.

Manchmal geht dann aber leider – trotz aller Vorsätze – nichts mehr und die zweite Halbzeit war nicht die der Hanseaten. Kraftlos, ohne Ideen rannte die Mannschaft gegen das Abwehrbollwerk der Gastgeber an und fing sich den Knockout dann zwangslufig und extrem dämlich ein.

Ein langer Ball vom eigenen Sechzehner einfach weggekloppt wurde auf dem kurzen Platz zur Traumvorlage für einen SV-Stümer, da Tim Rehwinkel sich völlig verschätzend unter dem Ball hindurchsegelte. Hansa-Keeper Gladis konnte dann auch nicht mehr retten und die Köpfe des noch Tabellenführers begannen zu hängen – 2:0.

Aber Moral bewiesen die Wrangel-Kicker und versuchten alles, auch wenn leider nur noch ein Abseitstor von Rico Selk (78.) und ein verschossener Elfmeter von Laszlo Strzoda (90.) dabei herauskam. Zwischen diesen beiden Hansa-Gelegenheiten erzielten die Gastgeber aus abseitsverdächtiger Position heraus noch das 3:0.

Dann war Schluß und der SV Karow II doch noch Meister. An dieser Stelle Glückwunsch.

Die Hanseaten schüttelten sich kurz, ärgerten sich vor allem über die Kollegen von Türkyurt und den seltsamen Empfang in Karow, denn über die Niederlage, fuhren zurück gen Heimat, wo dann mit dem Frauen-Team und den 1.Herren der Saisonabschluss gebührend gefeiert wurde.

Nächste Saison Kreisliga B!

Aufstellung: T.Gladis – Kreischer, Rehwinkel, Hoffmann (72.Selk), J.Kohl – Behrendt, Strzoda, Meiser (46.Tucic), Ellner – E.Kahraman, Köhntopp (46.H.Bektas)

Tor/e: 1:0 (23.), 2:0 (56.), 3:0 (84.)

Karte/n: Meiser (gelb/Foulspiel), E.Kahraman (rot/Beleidigung)

Spieler des Spiels: Alle Aufsteiger!

[ratings]