Pille-Palle

24. Spieltag: FSV Hansa 07 I – Arminia Heiligensee 77 I  3:1 (1:0)

Dicht gedrängt aber gut gelaunt saßen die Hansa-Spieler in der stickigen Umkleidekabine als Trainer Ali Ilhan nach dem Abzählen der Spieler zufrieden nickte und seine Ansprache begann. Haberecht, der Hansa-Goalie solle als Libero agieren und die Schwächen des gegnerischen Torwarts, der alles nach vorne abprallen ließe, müssten ausgenützt werden. Dann sprach Trainer Ilhan von einer ‚gut bestückten’ Gegenmannschaft und nachdem zuerst leichtes Schmunzeln in einigen Gesichtern zu erkennen war, brach nach wenigen Momenten doch kollektives Gelächter aus. Gemeint war natürlich die körperliche Stärke der Truppe aus dem Nordwesten Berlins, von der sich die Hansa-Kicker aber ganz und gar nicht beeindrucken ließen.

Das Spiel begann mit einem Paukenschlag: bei herrlichem Fußballwetter brachte Weikardt eine Flanke von rechts zu nah an den gegnerischen Torwart, der – wie vorhergesagt – die Kugel nicht festhalten konnte und es Thomas „Schachi“ Schachner einfach machte, das Leder mit einem Volleyschuss ins Tor zu befördern. Die frühe Führung kam wie auf dem Tablett serviert. Anschließend sahen die ZuseherInnen an der Seitenlinie ein recht intensiv geführtes Spiel mit viel Mittelfeldgeplänkel und keinen zwingenden Chancen, hüben wie drüben. Die Highlights waren lediglich eine vermeintliche Verletzung von Abwehrstratege Eric Vissers, der zur Halbzeit ausgewechselt wurde, und das verletzungsbedingte Ausscheiden eines gegnerischen Stürmers. Erwähnenswert ist ein Angriff kurz vor der Halbzeitpause, bei dem die Hansa-Spieler ihre ganzen technischen Raffinessen auspackten und per ‚one-touch-Außenrist-football’ Weikardt eine gute Torchance ermöglichten, die er nur knapp vergab. Die Halbzeitstatistik zeigte ein Übergewicht an Torschussversuchen für Hansa. Nur ansatzweise konnten die Gegner aus Heiligensee demonstrieren, warum sie so weit oben in der Tabelle stehen.

In Hälfte zwei taten sich im Mittelfeld plötzlich Räume für Hansa auf und so etwas wie ein geordnetes Aufbauspiel mit gut ausgetragenen Angriffen war nun möglich. Von den ‚gut bestückten’ Gegnern ließ man sich überhaupt nicht mehr beeindrucken und es kam zu immer besseren Einschussmöglichkeiten. Trainer Ilhan murmelte an der Outlinie bereits von mangelnder Chancenverwertung. Oldie Asker Karayel sah hingegen die ganze Schuld wie immer beim Schiedsrichter. Beide sollten in der 57. Minute verstummen, als sich der große Auftritt des Julius Büchner begab. Nach einer Ecke wurde das Spielgerät in den Rückraum abgewehrt, Büchner dachte mal nicht an seine Krankenschwestern, nahm den Ball gekonnt mit der Brust herunter und versenkte ihn aus gut 30 Metern zum 2:0. Prädikat: sehenswert.

Nicht viel später kam die Mannschaft aus Heiligensee, die es wie so oft mit hohen Bällen versuchte, zu einer guten Chance, welche aber Haberecht mit einer Parade zunichte machte. Und nun aufgepasst: Der Hansa-Torwart richtet sich auf, geht einige Schritte nach vorne, sieht sich das Spielgeschehen kurz an und schießt aus. Der Ball fliegt in hohem Bogen nach vorne, springt einmal auf, Jörg Weikardt, der zuvor gut spekuliert hatte, nimmt den Ball kurz an und versenkt das Leder eiskalt. 3:0 – sollte es das gewesen sein?

Die folgende Geschichte ist typisch für Hansa: Gleich darauf wurde nach einem hohen Ball der Anschlusstreffer gefangen und es begann das große Zittern. Einige gelbe Karten und diverse Groß- und Kleinchancen da wie dort später hatte man aber das Gefühl, dass an dieser Hansa-Abwehr, die über die ganze Spielzeit souverän agierte und vor allem viele Kopfballduelle gewann, nichts mehr vorbeikam.

Fazit: Ein besonders durch die zweite Halbzeit verdienter Sieg zugunsten der Hanseaten. Was nächste Woche aber bestimmt auf dem Trainingsplan zu finden sein wird sind Torabschlussübungen.

Aufstellung: Haberecht – Borchert, Kökyaprak, Vissers (45. Golenia) – Büchner, Rauch, Akdogan (68. M. Bektas) – Schachner, Jeannest de Gyvès – Weikardt, Öktem

Tore: 1:0 Schachner (4., Rechtsschuss, Weikardt), 2:0 Büchner (57., Rechtsschuss, Jeannest de Gyvès), 3:0 Weikardt (63., Rechtsschuss, Haberecht), 3:1 Sonnemann (65.)

Gelbe Karten: Kökyaprak (Schiedsrichterkritik), Büchner (Foul), Akdogan (Foul), Öktem (Ball wegschießen)

Spieler des Spiels: Ender Kökyaprak, hat seine Abwehr zusammengehalten, stand immer gut und gewann viele Zweikämpfe.

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