Quo vadis Hansa?

7 Spieltag: SV Sparta Lichtenberg II – Hansa 07 I 6:2 (3:2)

Diese alte leiteinische Phrase, so oft schon bedient, spricht, so kann man sich vorstellen, momentan vielen Hanseaten aus der Seele.

Also, wohin gehst Du Hansa?

Der gestrige Tag begann, wie fast jeder Hansa-Tag, vielversprechend. Allerdings nur das Vorspiel betreffend. Staunend erreichte der Hansa-Tross die Sportanlage von und zu Sparta Lichtenberg. Ein Rätsel bleibt dabei nur, wie ein Verein in Berlin zu so einer Analge kommt. Ein feinster Rasen, frisch vertikutiert und kurz geschoren und obendrein noch ein neuer Kunstrasenplatz plus Vereinsheim. Die gute Nachricht also, Rasenplatz gesperrt, Spiel auf dem Kunstrasen.

Die Mannschaft musste auf zwei Positionen verändert werden. Huber rückte für den verhinderten Herrmann in die Stammformation, eine Umstellung in Abwehr und Mittelfeld führte dazu, dass Kahraman im Sturm spielte, für den müden, aber glücklichen, Karayel, der in der Nacht Vater geworden war. Damit wurde schon die nächste positive Schlagzeile geliefert. HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH FAMILIE KARAYEL!

Die ersten Minuten waren gespielt, Hansa nicht im Spiel, dicht in der eigenen Hälfte eingeschnürt, ohne Entlastung. Ein Freistoß von außen, hoch in den Sechzehner, am Fünfer ein Gegner, der aus zwei Metern den Ball unbedrängt einnickt. Ein erstes kurzes Aufbäumen von Hansa. Flanke. Weikardt mit dem Flugkopfball, unplaziert, der Torwart pariert. Wieder Freistoß Lichtenberg, wahrscheinlich war es haargenau die Stelle, wie beim Freistoß zuvor, und nicht nur das. Es war auch der gleiche Ablauf. Flanke in den Fünfer, der gleiche Spieler unbedrängt, diesmal 4 Meter Entfernung. 0-2. Es ist müßig darüber zu diskutieren, wer Schuld an Gegentoren hat. Hätte Keeper R. Selk seinem Fünfer und dem Gegener Respekt verschaffen sollen, ist mit Sicherheit eine berechtigte Frage, genauso wie das Verhalten der abwehrenden Spieler. Und wenn man dabei ist, muss man sich auch fragen, ob nicht ein Fehler im Sturm den verhängnisvollen Angriff zum Freistoß eingeleitet hat. Also. Fehler finden, ist nur bedingt wertvoll, nämlich dann, wenn jeder seinen dazugehörigen Teil hinterfragt.

Endlich aber zeigte Hansa Moral und spielte bis zur Halbzeit den Gegner an die Wand. Ja. An die Wand. Nur leider nicht durch die Wand. Trotz des frühen verletzungsbedingten Ausfall von Kahraman, der Sarikurt in die Mannschaft spülte und Weikardt in den Sturm, ließ Hansa einen Sturmlauf folgen. Vor allem über den starken Huber liefen nun zig schnelle Angriffe und auch Kökyaprak über rechts hatte ins Spiel gefunden. Emmerling hatte das Mittelfeld organisiert bekommen und die Abwehr mit Akdogan, Duman, Schachner, A. Selk, den Gegner in den Griff. Einzig die Chancenauswertung von Catal und Weikardt im Sturm ließ noch Luft nach oben. Schließlich war es Weikardt, der einen Angriff abschloss. Catal und Huber zogen die Verteidigung auf sich, so dass er durchstarten konnte und ausnahmsweise mal vor dem gegnerischen Keeper die Nerven behielt. In dieser Drangphase kamen die Lichtenberger zu einem erneuten Freistoß, der dieses Mal direkt getreten wurde. Abgefälscht. Tor. 1-3. Der erneute Rückschlag verunsicherte die Mannschaft keineswegs. Hansa war weiter die bessere Mannschaft. Mal verfehlte Hubers Direktabnahme nur knapp das Tor, mal fand eine Kopfballablage von Catal keinen Abnehmer. Ein Dribbling von Weikardt führte zu einem Freistoß für Hansa aus aussichtsreicher Position. Eben dieser führte selber aus und traf sogar. Hansa – Lichtenberg ,2-3. Hansa nun mit Oberwasser, doch der Gegner rettete sich in die Pause.

Dort nahm man sich so einiges vor. Und erreichte nichts.

Es fiel das 2-4, zum vierten Mal nach einer Standardsituation, und es fiel das 2-5. In welchen Minuten ist ehrlich gesagt egal. Und ja, Hansa hatte auch wieder Chancen. Schachner an die Latte, Sarikurt an den Pfosten, Gorelik knapp über das Tor, Emmerling alleine vorm Torwart und weitere Möglichkeiten. Mancher mag jetzt einwenden, man solle nicht alles schlecht reden, allerdings wurde die ganze Saison über bisher auch einiges gut geredet. Die Tabelle zeigt: 3 Siege – 4 Niederlagen. Das mag erschrecken klingen, genauso wie der endgültige Ausgang des Spiels 2-6. Muss es aber nicht. Niederlagen kommen und gehen. Aber wohin gehst Du Hansa? Nachdenklich stimmt nämlich die Art und Weise der Niederlage. In der zweiten Halbzeit wurde mit dem Schiedsrichter diskutiert, mit dem Mitspieler, dem Gegenspieler und den gegnerischen Zuschauern. Alles uninteressant. Fehler werden hier gesucht und dort gefunden. Aber wo ist dabei jeder Einzelne? Nr. 1 bis Nr. 14?  [Auch wenn mancher jetzt so langsam das Phrasenschwein aus dem Schrank holen mag] Fußball gehört der Kategorie der Mannschaftssportarten an. Das stimmt sogar. Denn eine Mannschaft gewinnt und verliert auf dem Platz. Das macht sehr viel Spaß und ist auch der Grund, warum so viele gerne gegen den Ball treten, denn so kann man Siege zusammen feiern und Niederlagen gemeinsam verarbeiten. Aber eine Mannschaft setzt sich nun aus Individuen zusammen. Deren Leistung wird addiert, es folgt eine Gesamtleistung. Dass da mal die eine Leistung schwächer ausfällt, eine andere besser, macht die Sache so wertvoll. Wenn diese Gleichung stimmt, dann bedeutet das aber genauso, dass jeder Einzelne für seine Leistung zuständig ist, damit diese der Gesamtsumme zugute kommt. Das bedarf vor jedem Spiel einer gewissen Konzentration auf die wesentlichen Aufgabe der jeweiligen Position, genauso wie der kritischen Beurteilung der eigenen Leistung nach dem Spiel. Von dem war auf dem Platz in der zweiten Halbzeit  leider nicht viel zu spüren und auch wenig zu sehen und für die, dem Wetter trotzenden, Betreuer und Fans, mit Sicherheit keine Freude.

Vielleicht sollten wir Hanseaten uns mal wieder darauf besinnen und schon taucht der Weg wieder klar vor den Augen auf.

Aufstellung: R. Selk- Akdogan (Gorelik), Duman, Schachner, A. Selk – Huber, Emmerling , Weikardt, Kökyaprak, – Kahraman (Sarikurt), Catal (Ilhan)

Tore:1:0, 2:0, 2:1 (Weikardt), 3:1, 3:2 (Weikardt), 4:2, 5:2, 6:2

Karten: Ilhan (gelb, Meckern)

Hansa-Spieler des Spiels: Roman Emmerling und Thomas Schachner – erster kämpfte trotz Veilchen  und beide zusammen grätschten und warfen sich in jeden Kopfball auch noch in der Nachspielzeit

Aktueller Tabellenplatz: 9.

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