Senioren tanzen in Charlottenburg

20. Spieltag Ü32 Landesliga: SC Charlottenburg – FSV Hansa 07 1:5

Die seit vielen Jahren heiß ersehnte Sause in der Landesliga entpuppte sich für die Hanseniores bislang als mauer Budenzauber, bei dem der DJ immer den falschen Song auflegt, das Bier abgestanden schmeckt, die übrigen Gäste: vor allem nervende Dummschwätzer und humorlose Erbsenzähler mit schlechten Zähnen und Mundgeruch. Das Ergebnis zur Winterpause: Abstiegsplatz und drei Zähler Rückstand zum Einlass für die kommenden Feierlichkeiten. Zur Rückrunde hatte immerhin jemand die Zapfanlage entkeimt und das Bierfass gewechselt (0:0 und 1:2 gegen die Aufstiegsaspiranten von Kladow und Normannia), aber immer wenns dann mal richtig gesellig wurde, kamen die Freunde in Grün und nahmen wegen Lärmbeschwerden gleich die Anlage mit (2:2 Ausgleich in der Nachspielzeit gegen Sparta und ein unfassbares Unentschieden gegen den Abstiegskonkurrenten Knallrot). Ein allererstes Highlight dann mit einem wichtigen Triple Sec im Heimspiel gegen Empor, was zur Folge hatte, dass der Deckel erstmals wieder bezahlt werden konnte, der Kater ließ allerdings nicht lange auf sich warten (0:4 – wenigstens bei Internationale, Verbandsligaaspirant Nr.1).

Und dann, am 19.04.2015, stand der Termin beim SC Charlottenburg auf dem Flyer. Vielleicht lag es an den aufkeimenden Frühlingsgefühlen, vielleicht an einem verunsicherten Gegner, der schon viermal hintereinander an der Tür gescheitert war, vielleicht auch einfach daran, dass das Leben einfach zu kurz ist für dauerhaft schlechte Laune. Aber eins nach dem anderen.

Erste Halbzeit: das Tänzchen findet vor allem zwischen den Sechzehnern statt, wobei sich die Kontrahenten alle Mühe geben, sich gegenseitig auf die Füße zu treten. Pogo-Foxtritt vom Feinsten. An der Bar läuft gar nichts und in zwei, drei Situationen, wo die Hanseaten schon den Finger zur Bestellung heben, drängelt sich dann der Mann in Gelb dazwischen und pfeift sich einen Absinth rein.

Zweite Halbzeit, die Heimelf will es nun wissen und ohne unseren Türsteher Stephan wäre die Kiste voll bzw. leer gewesen, je nach Interpretationsmuster. Aber – was wäre ein Kreuzberger Team ohne zielstrebige Hipsterbärte. Bartträger Dean legt ne kurze, aber fette Line, Bartträger Kai zieht mit – das knallt: 0:1. Weil die übrigen Seniores auch was davon haben wollen, folgt kurzzeitige Orientierungslosigkeit, nach zwei Minuten stehts 1:1. Aber, im Gegensatz zu früheren Partyveranstaltungen, haben sich die Hanseaten diesmal im Griff und übernehmen an der Bar wie auf der Tanzfläche das Kommando. Eine Flanke, so Long wie ein Island Ice Tea, landet wieder bei Kai und der zieht das Ding auf Ex – unhaltbarer Kracher mit dem Außenrist aus 16 Metern. Inzwischen ist die ganze Truppe nur noch auf die Pille aus, während das Charlottenburger Pils ziemlich schal geworden ist. Das Pressing der Kreuzberger wirkt so intensiv, wie das Innere einer Sektpulle nach drei Minuten schütteln. Den Korken knallt dann Bartträger Jan raus: 1:3. Wenige Minuten später legt letzterer dann Bartträger Dean ne Kurze, 1:4 – die Geburtsstunde des „haarigen Dreiecks“. Während die Charlottenburger schon mit Selters, Gurke und Salzhering den Kater bekämpfen, tanzen die Hanseniores erst den Ententanz, um dann – nachdem Kai nochmal nachgelegt hat (1:5) – im Moonwalk vom Platz zu schweben. Endlich mal ne richtige Sause in der Landesliga.

ps. schiefe Bilder bitte gerade rücken, danke!

Seniores: Stephan, Yigit, Marcel, Ufuk, Jochen, Axel, André, Jan, Kai, Dean, Jörn, Schachi, Jonas, Sven

Tore: 0:1 (54. Kai), 1:1 (56.), 1:2 (64. Kai), 1:3 (76. Jan), 1:4 (80. Dean), 1:5 (85. Kai)

 

 

Kai-Killer Kuhlmann
Killer-Kai Kuhlmann
Die Hanseniores zeigen in Charlottenburg auch modisch, wo der Hammer hängt.
Die Hanseniores zeigen in Charlottenburg auch modisch, wo der Hammer hängt.

Hier noch ein Interview, das ein nassforscher Reporter der FuWo vor dem Spiel (kein Scherz!) mit dem dreifachen Torschützen Killer-Kai Kuhlmann geführt hat:

Ich bin halt der Kuhlmann“

Fuwo-Reporter Kuno Wattenhofer interviewte im Vorfeld der Landesliga-Begegnung SC Charlottenburg – FSV Hansa 07 Shootingstar Kai Schuhmann. Ein launiges Gespräch über sein fulminantes Comeback.

FuWo: Herr Schumann, Sie sind in bestechender Form. Was ist Ihr Erfolgsgeheimnis?

KS: Ich versuche so wenig wie möglich nachzudenken und einfach nur mein Spiel zu spielen.

FuWo: Und das klappt ja hervorragend. Was rechnen Sie sich denn für das heutige Spiel aus?

KS: Wie das Spiel ausgeht, kann ich nicht sagen. Aber ich knipse heute dreimal. Sie werden schon sehen.

FuWo: Sie strotzen ja nur vor Selbstbewusstsein. Was sagen Sie denn zu den Aussagen von Ihrem Mitspieler André Tucic? Er hat sich unter der Woche in der HÖRZU abfällig über Ihren Spielstil geäußert und Ihre Körpersprache als „arrogant“ bezeichnet.

KS: Wir alle kennen diesen Tucic. Dem rutschen immer mal wieder solche Äußerungen raus. Das ist unprofessionell. Aber intern ist das kein großes Thema. 

FuWo: Sie haben der FSV Hansa 07 einige Wochen gefehlt und sind erst in der Winterpause zum Team gestoßen. Was haben Sie in der Fußballpause gemacht?

KS: Ich habe ein Sabbatical eingelegt und mich weitergebildet. Unter anderem habe ich mich mit Statistikern und Mathematikern über das Phänomen des Zufalls im Profifußball unterhalten.

FuWo: Die Fans nennen Sie „Kuhlmann“, die BZ bezeichnet Sie als das bissigste Tor-Krokodil seit Sean Dundee. Wie erklären Sie sich Ihren Erfolg?

KS: Das müssen Sie andere fragen. Ich bin immer noch der, der ich vorher war. Der Kuhlmann halt.