Spaßgesellschaft bei Hansa 07

6. Spieltag: Hansa 07 I – FC Brandenburg 03 II  3:2 (1:0)

“Wir sind ja nicht unterwegs wie die Harlem Globetrotters, um die Zuschauer zu begeistern, sondern um Punkte mitzunehmen”, ließ Hoffenheims Ralf Rangnick am Wochenende verlauten. Vielleicht mag das auch Hansas Trainer Ali Ilhan nach nervenaufraubenden 90 Minuten am gestrigen sonnigen Tag gedacht haben.  Wo in anderen Stadien der Liga schon horrende Eintrittspreise verlangt werden, könnte es sich die Wrangelritze durchaus überlegen, die Eintritsspreise, samt Kassenhäuschen und Drehkreuze an allen Eingängen, einzuführen, kein Zuschauer würde es bereuen. So bleibt der Eintritt frei, doch der Bier-, Buletten- und Würstchenkonsum dürfte gestern dramatisch gestiegen sein.

Nach zuletzt zwei etwas unglücklichen Niederlagen wollte die     Mannschaft von Hansa 07 endlich wieder einen Sieg einfahren und startete, angeführt vom Neu-Capitano Schachner, auch wie so oft recht druckvoll in die Partie. Der Gegner vom FC Brandenburg 03 konnte sich zunächst nur durch überfrühtes Zeitspiel in Szene setzen, zu überlegen waren die Hanseaten im Mittelfeld. Klare Chancen sprangen zunächst nicht heraus, ein Freistoß, aus mehr als aussichtsreicher Position, konnte Weikardt nur an die Latte des Begrenzungszauns hinter dem Tor lupfen. Danach wurde vor allem schnell und präzise über die beiden Außen, Boris Herrmann und Ender Kökyaprak, gespielt. Einzig deren Flanken wurden im Sturm noch etwas dürftig verwertet. Einmal verpasste Catal knapp, ein anderes mal verfehlte Emmerling,mit einem Schlenzer aus der Drehung, das Gehäuse des Gästetorwächters.

Doch zum richtigen Zeitpunkt schlug Herrman zu und brachte den Gastgeber in Führung. Schnell führte er einen Einwurf aus, Weikardt legte ihm den Ball direkt in den Lauf und zwei Leute umkurvend, den Ball clever abschirmend, schloss er mit einem strammen Schuss vom Sechzehnereck in den rechten oberen Winkel ab. Bis dahin ergab sich für die Gästemannschaft keine Torchance, denn die Abwehr um Akdogan, Schachner, Karayel und Selk & Selk spielte souverän und klagte einzig über Kopfschmerzen vom Zurückbefördern der langen Bälle des Gästeliberos.

In der Halbzeit nahm man sich nun vor, den Vorsprung möglichst schnell auszubauen, um einen Sieg auch einmal konzentriert, aber entspannt, einzufahren. Duman und Emmerling führten weiterhin im Mittelfeld Regie und die Kombinationen wurden flüssiger. Die Wrangelritze bebte und staunte, als ein Angriff über Emmerling, Herrmann, Duman im One-Touch-Football-Stil, das komplette Mittelfeld überbrückte, den Gegner nur hinterher laufen ließen, und der Ball in Catal einen Abnehmer fand. Catal, dem der Trainer vor dem Spiel mehr Gelassenheit empfohlen hatte und der letzte Woche dickste Torchancen nicht verwerten konnte, tauchte nun alleine vor dem Keeper auf und tunnelte ihn eiskalt zum hochverdienten 2-0. Die Freude war groß, der Torschütze wurde von einer Traube von Spielern bedeckt. Draußen wurde ein neues Bier gekauft und die nächste Wurst verdrückt.

Endlich eine beruhigende Führung mag so mancher gedacht haben. Doch was nun passierte ist nur schwer zu beschreiben. Das Fußballspielen wurde plötzlich eingestellt. Es wurde weniger Aufwand betrieben und die Durchsetzungsfähigkeit litt. Es ist unerklärlich wie ein Spiel, das 60 Minuten dominiert wurde, in denen der Gegner keine echte Chancen hatte, so kippen kann. Aus dem Nichts heraus trifft der FC Brandenburg zum Anschluss, ein Fehlpass von Duman hatte dessen Konter eingeleitet, so dass ein Spieler plötzlich frei vor Selk auftauchte und trocken ins kurze Eck verwandelte. Nun war die Unsicherheit in der Hansa-Mannschaft spürbar. Die Zahl der Fehlpässe häufte sich, das Stellungsspiel ließ nach und der Angriff sorgte für nur noch wenig Entlastung. Der Gegner kämpfte sich plötzlich ins Spiel zurück, setzte die Heimmanschaft unter Druck und kam zu einem Übergewicht. Ein Angriff lief über die linke Seite, die Flanke, ein Pfiff. Elfmeter. Der ein oder andere wird wieder schnell zum Bierstand gegangen sein. Jetzt jedoch um die Nerven zu beruhigen. Thomas Schachner blockte eine Flanke unbeabsichtigt, mancher mag vorher ein Foul gesehen haben, mit der Hand. Der fällige Elfmeter wurde verwandelt. Hansa 07 war im Schockzustand. Schon lief der nächste Angriff der Gästemannschaft, ein Steilpass in den Sechzehner, wieder Schachner, er spritzt mit dem Fuß dazwischen und klärt den Ball unkontrolliert nach hinten. Keeper Selk nimmt den Ball auf, will ihn abwerfen, wieder ein Pfiff. Indirekter Freistoß, unerlaubter Rückpass. Hier lag der Schiedsrichter eindeutig daneben. Spätestens jetzt hätte am Verpflegungsstand auch Schnaps verkauft werden können. Aus sieben Metern hatte der Gegner nun die Chance das Spiel komplett auf den Kopf zu stellen. Anlauf, Schuss, der Ball abgefälscht, ein Gewusel im Strafraum und endlich raus mit dem Ball.

Nun war Hansa 07 endlich aufgewacht und startete seinerseits einen Sturmlauf auf das gegnerische Tor. Die Zeit rannte, es waren nur noch fünf Minuten zu spielen, aber man wollte die drei Punkte. Alles was nun noch laufen konnte, befand sich in des Gegners Hälfte. Mittlerweile mit Huber über links und Gorelik über rechts. Es folgte Ecke auf Ecke und Torchance auf Torchance. Zunächst scheiterte der ebenfalls eingewechselte Kahraman mit einer Volleydirektabnahme. Ein Gästespieler konnte auf der Linie klären. Dann war Weikardt nach einer Ecke nicht in der Lage, einen Flugkopfball aus fünf Metern im Gehäuse unterzubringen. Der Torwart klärte zur Ecke. In deren Anschluss kam Pauli Selk aus der Distanz zum Schuss, abgefälscht trudelte der Ball Weikardt vor die Füße, der erneut den Ball aus fünf Metern nicht unterbringen konnte. Also nächste Ecke. Gleiches Spiel. Wieder Selk mit dem Schuss aus der Entfernung, der Torwart klatscht ab und nein, nicht dem Weikardt vor die Füße, mag sich draußen so mancher am Verpflegungsstand gedacht haben. Aber mit Viel Glück konnte dieser nun den Torwächter so anschießen, dass der Ball ins Tor trudelte. 3-2. Das Spiel war aus.

Der Sieg war mehr als verdient, doch der Preis dafür recht hoch. Doch das kommt ja dem Verein zu Gute.

Aufstellung: R. Selk- Akdogan, Karayel, Schachner, A. Selk – Herrmann, Emmerling (70. Gorelik), Dumam, Kökyaprak (65. Huber ), – Weikardt, Catal (65. Kahraman)

Tore: 1:0 Herrmann (30., Rechtsschuss, Weikardt), 2:0 Catal (55., Rechtsschuss, Duman), 2:1 (75.), 2:2 (82.), 3:2 Weikardt (90.+1, Rechtsschuss, A. Selk)

Karten: Weikardt (gelb, Meckern = Mannschaftskasse), Kökyaprak (gelb), Schachner (gelb, Handspiel)

Hansa-Spieler des Spiels: Asker Karayel – spielte zum wiederholten Male fehlerfrei, verlor kaum einen Zweikampf und definitiv kein Kopfballduell

Aktueller Tabellenplatz: 7.

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