Pia Zadora und Jermaine Jackson habens gewusst: When the rain begins to fall

22. Spieltag: FSV Hansa 07 II – SV Bau-Union 2:2 (1:1)

Der Trainer und sein Linienrichter saßen Nachmittags im Café und sahen Wolken aufziehen, als der Trainer zum Linienrichter sagte: »Hoffentlich regnet das gleich und nicht heute Abend.« Aber da der Trainer es nicht so hat mit der Gläubigkeit und damit auch der Draht zum Wettermacher aka Petrus wohl nicht der Beste ist, interessierte man sich im Himmelsgewölbe mal einen feuchten Kehricht für des Trainers Wunsch. Und der Regen kam … um 19.00 Uhr.

Fritz-Walter-Wetter würde der Pfälzer sagen und sich freuen, aber auch die Hamburger proklamieren das »Schietwetter« gerne für sich. Auf alle Fälle war es naß, sehr naß, was aber auch wiederum zum Spiel passte. Die Brigade von Bau-Union war im Hinspiel vor allem durch ein sehr robustes und körperbetontes Spiel aufgefallen. Damals hatte sich die zweite Vertretung von Hansa den Schneid abkaufen lassen und 0:2 verloren.

Diesmal sollte dies anders werden, war der Vorsatz. »Gutes schottisches Wetter. Der Regen fällt fast lotrecht« huschte es durch des Trainers Hirn, doch er konnte es sich gerade noch verkneifen, dies in der Teambesprechung anzumerken. Den Vergleich mit dem schottischen Freiheitsepos »Braveheart« zu suchen, wäre auch etwas vermessen gewesen und außerdem ist dieses von Schlachten und überhaupt all das martialische Gesabbel im Fußball total bescheuert.

Wie auch immer. Die Hanseaten waren darauf eingestellt, dass sie heute nichts geschenkt bekommen würden. Auf zwei Positionen verändert trat Hansa an. Labude in der Innenverteidigung für Meiser sollte quasi der Bau-Unioner Hansas sein -groß, kantig, resolut-, während Behrendt den angeschlagenen Mittelfeldstrategen Tucic ersetzte.

Es begann, wie es oft beginnt, wenn Hansa spielt. Die erste Viertelstunde ging an den Gegner. Bau-Union zeigte gleich mal wo der Frosch die Locken hat und dass ihre Kampfstärke bei Regenwetter durchaus ein Plus sein kann. Ruckzuck setzten sie sich in Hansas Hälfte fest und bevor das Spiel richtig begonnen hatte, stands schon 0:1. Ein langer Ball von der rechten Seite segelte mit Schnitt Richtung langer Pfosten, wo Labude und Helleberg den gegnerischen Stürmer aus den Augen verloren hatten und Torhüter Selk nichts mehr retten konnte (9.).

Es sah nicht so gut aus für die Hanseaten. Doch als der Zeiger die Anfangsviertelstunde für beendet erklärte konnten sich die Gastgeber aus dem Griff des Gastes befreien. Und mit der ersten gelungenen Aktion fiel dann prompt der Ausgleich. Hansa eroberte den Ball in der eigenen Hälfte, Netz schickte Innenverteidiger Strzoda auf die Reise, der den Sprint in vollem Tempo über 60 Meter durchzog und den Ball von nahe der rechten Eckfahne butterweich in die Mitte schlug, wo Horst Hrub … quatsch … Roman Emmerling den Ball gekonnt einköpfte (19.). Großartiger Angriff. Die neue Erkenntnis der Hanseaten, im Offensivspiel Tempo aufzunehmen, bringt Erfolg mit sich.

Das Spiel blieb sehr intensiv, aber Großchancen gab es kaum noch in der ersten Halbzeit. Beide Teams versuchten es oft über die Außenpositionen, aber einen weiteren Torjubel gab es vor dem Pausentee nicht mehr.

In der zweiten Hälfte war es wieder der Gast aus Lichtenberg, der das Geschehen bestimmte. Hansa schwamm – dem Wetter angemessen. Doch so richtig zwingend war Bau-Union nicht, das Hansa-Tor nicht wirklich in Gefahr. Aber auch Hansa kam kaum mehr gefählich vor das Tor des Gegners. Viele Angriffe versandeten im Mittelfeld, endeten in einem Freistoß oder Einwurf. An der Auslinie sagte der Trainer zum Lininrichter: »Pass auf, wir gewinnen das 2:1. Ich hab‘ da so ein Gefühl.« Ellner kam für Hoss, der sich im Angriff aufgerieben hatte.

In der 71. Minute dann ein Einwurf auf der linken Seite. Pauli, ich bin eigentlich mittlerweile zu alt für Pauli und werde deswegen jetzt »Abs« gerufen, Selk warf zu Schumann, der sich im Laufduell durchsetzen konnte und den Ball von der Grundlinie scharf und hart in die Mitte beförderte. Dort kam am langen Pfosten Horst Hrub … nein … schon wieder Roman Emmerling angeflogen und grätschrammte den Ball zur Hansa-Führung in die Maschen. Jubelfeuerwerk trotz Regen.

Jetzt war Abwehrarbeit gefordert und Konterfußball. Bau-Union, bekannt für die Fähigkeit Rückstände zu drehen, reagierte wütend. Dem Schiedsrichter entglitt das Spiel mehr und mehr. War es Foul an Hansa, gab es Freistoß für Bau-Union. Foulte Hansa, gab es Freistoß für Hansa. Es wurde immer spannender, intensiver, zerfahrener und ruppiger. Ein üble Grätsche von der Seite gegen Netz wurde vom schwachen Schiedsrichter nur nach mehrfachem Beschweren tatsächlich wenigstens mit Gelb geahndet. Ein anderer Schiedsrichter hätte eventuell eine härtere Farbe gewählt.

Hansa wehrte sich nach Leibeskräften. Und als der Schiedsrichter auch die letzte, große Möglichkeit von Bau-Union durch einen Abseitspfiff vernichtete, schien der Wettergott Hanseate zu sein.

Doch leider hatte Hansa die Rechnung ohne den starken Einwurfarm eines Unioners gemacht. Flankenartig flog die Kugel an den Fünfmeterraum, wohin Hansa-Keeper Enrico Selk dummerweise auch unterwegs war, um dann auf halber Strecke zu merken, dass das nicht reichen würde. Zu spät. Ein Hinterkopf verlängerte den Ball vorbei an Enrico Selk, hinein ins Tor zum Ausgleich (85.).

Dann war es vorbei. Alle pitschepatsche naß, abgekämpft, heiser vom Schiedsrichter anbrüllen, aber doch auch irgendwie stolz auf diesen großen Regenfight.

Aufstellung: E. Selk – A. Selk, Strzoda, Labude, Helleberg – Schumann, Behrendt, Emmerling, Netz (79. Bublak) – Schachner (76. Meiser), Hoss (68. Ellner)

Tor/e: 0:1 Brien (9., Rechtsschuss), 1:1 Emmerling (19., Kopfball, Strzoda), 2:1 Emmerling (71., Rechtsschuss, Schumann), 2:2 Kober (85.)

Karte/n: Schumann, Netz (Gelb/Foulspiel), Behrendt (Gelb/Lamentieren)

Spieler des Spiels: Roman Emmerling und Laszlo Strzoda. Beide enorm präsent, mit großem Laufpensum und wichtigen Ideen.

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