von Justus Jonas
1. Pressekonferenz des neuen Trainergespanns der Zwoten
SV Deportivo Latino gegen FSV Hansa 07 II 4:3 (2:1)
Der Ort: Das Casino in der Wrangelstraße 98.
Der Grund: Die erste Pressekonferenz der Zwoten Mannschaft des FSV Hansa 07 in der Saison 17/18.
Ein Brett und vier Bierkästen sind zu einem Tisch improvisiert worden. In der Mitte des Tischs stehen ein abgelaufenes Quartiersmeister, ein Gösser-Radler und eine Capri-Sonne, Geschmack „Cola“. Irgendein Witzbold hat eine Banane dahinter „aufgebaut“, die wohl als Mikrofon herhalten soll. Ein richtiges ließ sich nicht auffinden. Drei Reporter haben sich bereits im Raum verteilt und warten auf den Beginn. In der ersten Reihe sitzt ein graumelierter Herr mit zerschlissener Lederjacke. Sein schütteres Haar hat der 56-jährige Reporter eines Weddinger Lokalblattes gekonnt nach hinten gekämmt. Neben ihm sitzt ein kaugummi-kauender, auf sein Smartphone eindreschender Teenager mit unreiner Haut, der sich als Chefredakteur einer Schülerzeitung herausstellt. In der hintersten Reihe lehnt eine junge Dame am halbgeöffneten Fenster und bläst die letzten Züge ihrer Zigarette Marke „Gauloises Rot“ durch den schmalen Spalt. Die Dame entpuppt sich als Praktikantin der Vice. Die Tür öffnet sich und das Trainergespann betritt den Raum. Flugs setzen sie sich an den improvisierten Tisch und einer von beiden beginnt die Banane zu schälen.
Noch bevor einer der Reporter eine Frage stellen kann, erhebt der einer der Beiden seine Stimme: „Meine Damen und Herren, ich bedanke mich für ihr Erscheinen. Ich bin der neue Übungsleiter der Zwoten Mannschaft und möchte mich ihnen als „Herr Trainer“ vorstellen und von Ihnen auch so angesprochen werden. Zu meiner linken sitzt mein Assistent, welcher mit „Herr Co-Trainer“ angesprochen werden möchte. Danke. Sie können jetzt ihre Fragen stellen.“
Reporter: Juten Tach, Süßmilch meen Name. Ick bin vom Weddinger Lokalblatt. Die Frage jeht an den Herrn Trainer: Watt war für Sie denn die Hauptursache für die Niederlage jegen uns’re Jungs? Oder anders jefragt: War’n wir zu jut oder war ihre Vorbereitung einfach kacke?
Trainer: Danke Herr Süßmilch für ihre ehrliche Frage. Unsere Vorbereitung für die Saison verlief alles in allem für eine Kreisliga-B-Mannschaft normal. Bedauerlicher Weise hatten wir nur 12 Spieler an diesem Wochenende zur Verfügung und 2 Torhüter auf dem Platz. Der Auftakt war zwar nicht optimal, jedoch wollen wir uns ausnahmsweise in dieser Saison auf den Pokal konzentrieren. Da muss man insgesamt weniger Spiele als in der Meisterschaft gewinnen, um am Ende etwas in den Händen zu halten.
Reporter: Wenn ick da nochmal nachhaken dürfte. Ist ditt ihr ernst? Und zwete Frage: Kann ick mir ene Molle von ihnen schnorren?
Diesmal meldet sich der Co-Trainer zu Wort: Meine Güte; man merkt, dass Sie aus dem Wedding kommen. Wir sind ja keine Unmenschen. Bedienen Sie sich. Ihre erste Frage werden wir nicht beantworten.
Die Vice-Praktikantin hebt den Arm: Pepschmir mein Name. Ich schreibe für die Vice. Ihre Nummer 10, Niklas Homann ist in 4 von 5 Spielen der Kapitän gewesen. Meine erste Frage: Darf man mit solchen Fußballschuhen, wie Herr Homann sie trägt, überhaupt Kapitän sein? Und meine zweite Frage bezieht sich ebenfalls auf ihre Nummer 10: Wie bewerten Sie seine Leistung insgesamt?
Schon etwas erbost über die Dreistigkeit der Frage antwortet dieses Mal wieder der Trainer: Was meine Spieler für Schuhe tragen ist mir doch sowas von egal. Hauptsache die Dinger funktionieren an den Füßen. Außerdem heißt der Kollege Lohmann. In Bezug auf ihre zweite Frage möchte ich keinen Kommentar abgeben. Wir sind eine Mannschaft, da wird keiner herausgestellt. Entweder wir verlieren oder gewinnen zusammen.
Der Co-Trainer reuspert sich:… oder spielen unentschieden.
Trainer: Wie dem auch sei. Jeder hat am Sonntag sein Möglichstes auf den Platz gebracht. Alles weitere besprechen wir intern.
Reporter: Eine letzte Frage noch: Was hat es mit den 1-2€ auf sich, die an den Herrn Lohmann gezahlt werden sollen? Handgeld? Auflaufprämie? Schweigegeld?
Trainer: Papperlapapp. Dabei geht es um unsere Trinkflaschen, an denen sich jeder Spieler beteiligen soll. Es gibt bei uns keine Skandale, die sie aufdecken können. Nächste Frage!
Nun meldet sich auch der Junge von der Schülerzeitung zu Wort: Sebastian Schimmelpfennig-Schmand meine Name von der Schülerzeitung „Komm-Met“. Also wie der Luka das zweite Tor gemacht hat, dass war ja hammergeil. Ein Solo, welches er an der Mittellinie beginnt, um sich dann gegen 5 Gegenspieler durch zu setzen und am Ende im Fallen den Ball am Torwart vorbei ins Tor zu legen. Tor des Jahres, oder?
Trainer: Ich weiß ja nicht, was du gesehen hast Bursche, aber ich habe das Tor anders in Erinnerung. Zumal ich Pauls Tor in der 30. gerne in Erinnerung rufe. Klar war das Tor in der 46. Minute von Luka psychologisch wichtig für uns, aber nur 3 Minuten später gab es die Antwort des Gegners. Die Niederlage ist durchaus ok, auch wenn sie auf dem Papier knapper aussieht.
Einen kurzen Moment schweigt der Trainer und setzt dann noch hinzu: Was mir am Allermeisten nicht gepasst hat, war die Kommunikation auf dem Platz. Daran werden wir arbeiten. Ansonsten haben wir noch 29 Spieltage vor uns. War es das jetzt?
Die Reporter murmeln zustimmend. So plötzlich wie sie auftauchten, so plötzlich verschwanden Trainer und Co-Trainer in den Katakomben der Wrangelritze.
Aufstellung Zwote:
Florian, Achille, Jonas, SH4, Philipp, Kemal, Krause-Behrendt, Paul (45. Luka), Rebaar – Niklas, Frederick
Tore:
1:0 Exequiel Alberto Tulian (25.), 1:1 Paul (30.), 2:1 Antonio Esteban Penalver Mora (45.), 2:2 Luka (46.), 3:2 Exequiel Alberto Tulian (49.), 3:3 Luka (63.), 4:3 Maximilano Marquez Marquez (86.)
Ausblick:
Am kommenden Wochenende geht es gegen den Adlershofer BC 08 erneut auswärts. Auch der ABC 08 startete mit einer Niederlage. Prognose: Spiel auf Augenhöhe. Ergebnis knapp. Tipp: 1:2 für unsere Zwote!