Dreipunktefreude sieht anders aus

13.Spieltag: FSV Hansa 07 II – Deportivo Latino II 2:1 (1:1)

PLAY. Come on over have some fun, dancin in the morning sun, lookin to the brandnew sky, come and let your spirit fly, livin it up this brandnew day, summer sun it´s time to play, doin things that feel so good, get into emotion … wahrscheinlich war es der falsche Soundtrack, und wahrscheinlich weckte er die falschen Emotionen vor dem Spiel gegen Deportivo Latino II, den Tabellenletzten, den ein gedanklich barcardisierter Tabellenerster wie Hansa II mal eben so im Vorbeitanzen schlagen wollte. Gerüchten zufolge sollen sogar Zuschauer mit dem Versprechen in die Wrangelritze gelockt worden sein: „Es wird zweistellig am Sonntag!“ … what I´m feelin, It´s never been so easy, when I´m dreamin, summer dreamin when you´re with me. STOP. Und nun zur Realität.

Benjamin Fischer, der neue Assistenztrainer, der so fest an seine Intuition glaubt, dass es zuweilen zu Irritationen kommt, hat genaue Anweisungen erhalten vom erkrankten Headcoach Marc Nutsch, der seinen Geburtstag im Bett verbringen musste. Gute Besserung! Tippkick schon aufgebaut? Fischer jedenfalls, konzentriert, motiviert und strukturiert wie immer, hat dann erst mal die Mannschaftsaufstellung an die Tafel geschrieben, und damit es auch jeder Kurzsichtige mitbekommt, hat er sie noch einmal laut und deutlich vorgelesen: „Mit der Nummer eins im Tor, Dirk Lauer, die Abwehrreihe, von links nach rechts …“ Zu den Position glaubte Fischer nichts mehr sagen zu müssen, sei ja alles klar.

Doch so klar war es dann eben doch nicht. Und von einem zweistelligen Ergebnis war Hansa II soweit entfernt wie Gladbach vom Klassenerhalt. Nicht einmal die frühe Führung durch Patrick Kohl (12.) sorgte dafür, dass Ruhe einkehrte ins Spiel der Wrangelkicker. Das alte Problem: überhastete Anspiele in die Spitze, unnötige Dribblings an der Seitenauslinie, wo ein Flügelwechsel die bessere Option gewesen wäre, außerdem hatten die im Vergleich zum Hinrundenspiel aufgemotzten Latinos zu viel Platz. Hätte Kai Schumann (siehe Gladbach) nicht aus zwei Metern vier Meter über das Tor geschossen, dann wäre dies vielleicht nicht weiter aufgefallen. Ist es aber, als Kohl und Steffen Hoffmann einen langen Ball zwei Mal zu kurz klärten und Roberto Mamami aus zehn Metern zum Ausgleich (30.) traf. Der mit der Nummer eins im Tor war zwar noch dran, reckte sich aber vergeblich.

Ein Schuss, kein Tor, Deportivo...ey...ey...ey...ey...Karneval in Kreuzberg
Ein Schuss, kein Tor, Deportivo...ey...ey...ey...ey...Karneval in Kreuzberg

Fischers Halbzeitansprache fiel diesmal etwas feuriger aus: Ruhig bleiben, Geduld haben, ihr seid die bessere Mannschaft, wird schon, Jungs! Das Feuer loderte dann genau drei Minuten lang. André Tucic legte den Ball in die Gasse, wo Paul Linke ihn nur noch in den Sechzehner tragen und am Gästetorwart zum 2:1 (48.) vorbeispitzeln musste. Jetzt, da waren sich die Zuschauer in der Wrangelritze sicher, würde die Tormaschine endlich in Schwung kommen, würde der Tabellenführer auch wie einer auftreten, aber die Maschine streikte. Vor allem im Mittelfeld griffen die Rädchen nicht ineinander, klafften auf der rechten Seite große Lücken. Immer wieder musste Kohl rausrücken, wegschlagen und dazwischengrätschen, um den erneuten Ausgleich zu verhindern. Klare Chancen konnte sich Hansa II nicht mehr erspielen. Es reichte gerade so zum knappen Sieg.

Nach dem Spiel – Bossa Nova in Kreuzberg. Dreipunktefreude sieht anders aus. Nur als die Nachricht durchsickerte, dass ein Verfolger gepatzt hatte, regte sich die Stimmung. Vielleicht aber lag es schon am zweiten Bier. Und so bleib nur noch die Frage: Welchen Song wird Hansa II wohl vor dem nächsten Heimspiel hören?

Aufstellung: Lauer – Meiser (45.Rehwinkel), P.Kohl, Hoffmann, Linke – Schumann, Tucic, Emmerling (70.Wegerhoff), Stankowski – E.Kahraman, Hoss (79.Strauss)

Tor/e: 1:0 P.Kohl (12.,Kopfbällchen,E.Kahraman), 1:1 Mamani (30.), 2:1 Linke (48.,Linksschüsschen,Tucic)

Karte/n: Fehlanzeige

Spieler des Spiels: Hätte vor dem Spiel eher nicht gedacht, dass er so viel zu tun bekommt, hat dann aber alles erledigt, Patrick Kohl.

(Autor: Paul L.)

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