Hoher Sieg im Schneemat(s)ch

Nachholspiel vom 15. Spieltag: Türkspor – FSV Hansa 07  0:8 (0:3)

Autor: Stefan Gruhn

Was tun, wenn sowohl die Heimmannschaft als auch die Auswärtsmannschaft beim Anblick des schneematschigen Kunstrasenplatzes wenig Lust verspüren das runde Leder kreisen zu lassen, der Schiedsrichter den Platz aber für „tippi toppi“ befindet und kein drittes Mal zu diesem angesetzten Spiel anfahren möchte? Einfach das Beste draus machen und die Vorgaben des Trainers („das Ding irgendwie schaukeln und drei Punkte mitnehmen“) erfüllen.

Die Vorgeschichte ist schnell erzählt. Aufgrund des Pokalfights der Zwoten, anstehenden Klausuren und allgemeiner Winterurlaubsstimmung haben es zum Treffpunkt wackere 9 Männer geschafft. Die Platzbedingungen sahen nach einer Spielverlegung aus. Die dünne Personaldecke hätte es gedankt. Doch der Schiedsrichter äußerte oben genannten Zustand des Platzes. Per Telefon-Weckdienst wurden noch Spieler akquiriert und unter großem Jubel in der Kabine begrüßt – wann bekommt man schon mal eine Stammplatzgarantie?!

Das anfängliche Zurechtfinden auf dem Platz ging schnell vonstatten und Hansa07 startete mit den ersten Angriffsbemühungen. Bei einem Spielzug über die rechte Seite gelangte der Ball zu Nils Kischlat, der in den Strafraum eindrang und von der Grundlinie einfach und simpel quer zu „Banana-Sharing-Joe“ Öktem passte, der nur noch seinen Fuß hinhalten musste und dort anfing, wo er beim letzten Spiel aufgehört hatte – beim Toreschießen. Das 2:0 nur wenige Minuten später war eine Doublette des ersten Tores, nur auf der anderen Seite. Joe Öktem setzte sich auf der rutschigen Seite filigran durch, passte von der Grundlinie quer vors Tor, wo diesmal Nils Klischat nur den Fuß ranhalten musste. Schön, einfach und weiter so lautete die Devise. Kurz darauf musste Andi Rauch ein unmoralisches Angebot des Gästespielers ablehnen. Auch der Schiedsrichter hatte dafür kein Verständnis, das Arbeit und Fußball hier vermischt werden, und schickte den Türkspor-tler vorzeitig in die Kabine zum Abkühlen des Gemütes bzw. zum Aufwärmen. Die weiteren Angriffe liefen dann recht holprig und unkonzentriert bis Mo Bektas den durchstartenden Nils Kischlat mit einem Zuckerpass fütterte und der den Ball am heraus stürmenden Torwart vorbei ins Netz spitzelte sowie für die 3:0 Halbzeitführung sorgte. Hinten stand man trotz der Widrigkeiten recht sicher und der Torwart Willmann schaffte es auch irgendwie sich warm zu halten.

In der Halbzeit wurden dank des kleinen Kaders trockene Trikots, Stutzen und Hosen angezogen. Ein kurzes Gespräch zwischen dem Coach und Joe Öktem zeigte, dass der heutige Linksaußen auch mehr Kraft als für 45 Minuten besitzt, so dass die Aufstellung unverändert blieb. Von der Spielsituation endete sich nicht viel. Hansa07 spielte munter nach vorne. Mo Bektas bekam vorne immer mehr Platz und gratulierte sich mit einem Tor selbst zum Geburtstag. Vorausgegangen war ein öffnender Pass von Nils Kischlat. Das fünfte Tor besorgte der Angreifer dann wieder selbst. Nach einer Ecke (man höre und staune!) brauchte er nicht mal am höchsten springen, sondern unbedrängt den Ball nur noch in die Maschen zu drücken. Am Donnerstag beim Training noch vergeblich geübt und dem Trainer-Duo graue Haare eingebracht, lief es in diesem Spiel einfach. Unter großem Applaus durfte Nils Kischlat dann auch als Erster in die warme Kabine und weiter für seine anstehende Klausur lernen. Der eingewechselte Spieler Hajji Serra stand ihm aber in nichts nach. Nach einer ersten Bekanntschaft mit dem Schneematsch lief es danach besser. Jesko Borchert, Rekonvaleszent und Profiteur der Stammplatzgarantie, tankte sich elegant in den Strafraum, überwand mit einem gefühlvollen Heber auch den Torwart und wollte schon zum eigenen Torjubel abdrehen, bis Hajji Serra heran rauschte und den Ball zum 6:0 über die Linie drückte. In der Defensive gibt es lediglich einen Freistoß weit übers Tor und diverse Slapstick-Einlagen zu berichten. Auch wenn im Mittelfeld nicht mehr alle Zweikämpfe angenommen wurden, stand Hansa07 sehr kompakt und ließ somit keine Torchance zu. Weshalb der Torwart Willmann trotzdem mit nassem Trikot in die Kabine zurückkehrte, bleibt sein Geheimnis. Waltraud hätte sich gefreut. Das 7:0 fiel nach einem öffnenden Pass von Joe Öktem auf Hajji Serra, der einen Tick vor dem Torwart am Ball kam, diesen umkurvte, Standschwierigkeiten passierte und den Ball ins leere Tor schob. Hansa Null Sieben war in diesem Moment Programm. Ein alpines Zuckerpässle von Andi Rauch auf den durchstartenden Felix Eckert besorgte dann kurz vor Schluss noch den achten Treffer. Sicherlich war vielleicht ein höheres Ergebnis möglich. Doch im Endeffekt kann die Erste von Hansa07 froh sein, dass der Schiedsrichter bei seiner Meinung das Spiel anzupfeifen unumstößlich blieb. Hinten die Null seit dem vierten Spieltag mal wieder stand und die Vorgaben der Trainer (über)erfüllt wurden. In der Offensivreihe durfte sich jeder Mal in die Torschützenliste eintragen und in den Archiven kann fleißig gesucht werden, wann es zuletzt solch hohes Eishockey- oder Curling-Ergebnis für die Erste gab. Für die anstehende englische Woche hat man Selbstvertrauen getankt und sollte die Spiele egal ob auf Schnee, Matsch oder bei Sonnenschein erfolgreich gestalten.

Spieler des Spiels: Nils Kischlat, der an den ersten 5 Toren bis zu seiner Auswechslung als Torschütze oder Passgeber beteiligt war und somit frühzeitig in die Kabine zum Duschen bzw. zur Klausurvorbereitung geschickt werden konnte.

Aufstellung: Willmann – Gruhn, Vissers, Beier, Borchert – Eckert, Fröhlich-Gildhoff – Rauch, Kischlat (Serra 65min), Öktem  – Bektas

Tore:

1:0 Öktem (Kischlat) 5min, 2:0 Kischlat (Öktem) 9min, 3:0 Kischlat (Bektas) 22min, 4:0 Bektas (Kischlat) 50min, 5:0 Kischlat (Eckert) 60min, 6:0 Serra (Borchert) 78min, 7:0 Serra (Öktem) 83min, 8:0 Eckert (Rauch) 90min.

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