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17. Spieltag: SV Türkspor II – FSV Hansa 07 II 1:3 (1:2)

Endphase in der stärksten Kreisliga C-Staffel. Während in den anderen Staffeln die Tabellenführer für die Kreisliga B buchen können, hat sich der Fußballgott dieses Jahr für die Staffel V was besonderes ausgedacht. Ganze vier Teams können noch den Sprung nach oben schaffen, zwei davon kreuzten Sonntag Vormittag im Nachbarschaftsduell die Klingen. Die Rollen waren klar verteilt. Die Überraschung der Rückrunde, der Gastgeber Türkspor II hatte bis dato eine Rückrundenserie von sieben Siegen vorzuweisen und sich damit auf den dritten Tabellenplatz vorgeschoben. Kein großes Geheimnis, dass die Türkspor-Spieler heiß darauf waren, dem Spitzenreiter aus Kreuzberg ein Bein zu stellen.

Auf Seiten von Hansa II ging man ebenfalls voller Erwartungen in das Spiel hinein, hatte man doch die Chance mit einem Sieg den Konkurrenten mit zehn Punkten hinter sich zu lassen und ebenfalls seine Siegeserie auf die magische  Sieben auszubauen. Einzig die Ausfälle von Käptn Emmerling und „El Tren“ Stankowski dämpften ein wenig die Vorfreude, aber man wusste um die eigene Stärke, sowohl was den Kader anging als auch um die mentale Stärke, die nach sechsmonatiger Tabellenführung enorm ausgeprägt ist. Trainer Nutsch ließ wieder im bewährten 4-4-2 System spielen. Für Emmerling rückte Kai „On Fire“ Schumann auf die 6er-Position und dirigierte zusammen mit André „The Croation Temptation“ Tucic das Spiel der Hanseaten. Auf der linken offensiven Außenbahn brachte der Trainer Dribbelking Paul Linke und auf Rechts durfte André Hoss ran.

Bei bestem Fußballwetter pfiff der Unparteiische das Spitzenspiel an. Und es ging sofort munter zur Sache. Der erwartete Ansturm der Gastgeber blieb zunächst komplett aus. Hansa zeigte, wer die Nr. 1 ist und spielte von Beginn an abgezockten Kombinationsfußball. Türkspor rannte hinterher und durfte nach sechs Minuten das erste Gegentor beklagen. Und das kam so: Eckball für Hansa. Hansas Spezialist für solche Fälle, Engin “Engine“ Kahraman nahm Maß, beförderte den Ball butterweich auf den zweiten Pfosten, wo Patrick Kohl goldrichtig seinen Schädel hinhielt. 1:0 Hansa.

Sauber Digger!

Und es ging munter weiter. Hansa präsentierte den Zuschauern in dieser Phase eindrucksvoll, warum man seit sechs Monaten an der Spitze steht. Eine kompakt stehende Abwehr, ein spielfreudiges Mittelfeld und einen wirbelnden Angriff, Fußballherz wat willste mehr?
Hansa kombinierte, Türkspor diskutierte.  Der Gastgeber schaffte es, in den ersten zwanzig Minuten eine einzige Chance herauszuspielen, die aber vom schlecht gelaunten Keeper Selk entschärft wurde. Der stand kurz darauf erneut im Brennpunkt. Ballverlust im Mittelfeld, ein Pass in die Tiefe von Türkspor, Selk stürmt raus und grätscht den Ball samt anstürmenden Gegner konsequent weg. Ein Pfiff, und zur Erleichterung aller Hanseaten und lautstarkem Entsetzen der Gastgeber kein Rot für Selk sondern nur Freistoß von der Strafraumkante. Acht Hanseaten in der Mauer und Selk im Torwarteck sollten das Ding schon schaukeln. Denkste…ein Pfiff, ein Schuss, 1:1 nach 21 Minuten. Shit happens.
Türkspor versuchte nun mehr Druck aufzubauen, aber Hansa ließ sich von dem unverdienten Ausgleich nicht aus der Ruhe bringen. Weiter ging es mit spielfreudigem Fußball. In der 30. Minute dann ein schöner Angriff über Jonas „ Jay Jay“ Kohl, seine Flanke in den Strafraum verpasst erst Kahraman um dann auf den Schlappen von Linke zu landen, der nicht lange fackelte und kurz und schmerzlos das 2:1 für Hansa erzielte.
Die Partie wurde nun etwas ruppiger. Tucic  sah nach Foulspiel gelb, ebenso einige Gastgeber. Türkspor zeigte Nerven und spielte damit Hansa voll in die Karten. Spielen statt labern war die Devise in Kreuzberg. Und wie das ging, zeigten sie kurz vor der Halbzeitpause. Eine schöne Ballstafette über fünf, sechs Stationen landete bei Schumann, der noch die Muße hatte, den Ball über den anstürmenden Abwehrspieler zu lupfen, um dann volley abzuziehen. Latte! Leider!

Als alle die Halbzeit erwarteten, wurde es noch mal richtig hektisch. Ein angebliches Foul von Innenverteidiger Patrick Kohl am Strafraum verlegte der Schiedsrichter in die Box und zeigte auf den Elfmeterpunkt. Der Ausgleich-Torschütze übernahm die Verantwortung und schoss flach in die linke Ecke. Selbige hatte sich auch Selk ausgesucht und parierte, aber die Gefahr war noch nicht gebannt. Den abprallenden Ball versuchten dann mehrere Spieler in ihrem Sinne zu klären, es folgte ein Schuss von Türkspor, Grätsche von Linke auf der Linie, der Ball küsst dessen Hand, ein Pfiff, gelb für Linke und Elfmeter! Türkspor die Zweite. Aber Hansa hatte ja Selk. Der Teufelskerl roch den Braten, tauchte in die rechte Ecke ab und parierte erneut. Der Rest war animalischer Jubel.

Halbzeit! Hansa ging mit einer hochverdienten aber auch glücklichen Führung in die Kabine.

Die zweite Hälfte begann wie die Erste. Hansa erwartete einen wütenden Ansturm von Türkspor. Und tatsächlich, der Gastgeber machte Druck. Aber sowohl Hoffmann als auch Kohl hatten einen Sahnetag erwischt und räumten ohne Kompromisse alles weg. Meiser hatte die rechte Seite im Griff, J. Kohl, die Linke, der außerdem mit seinen schnellen gefährlichen Vorstößen immer wieder für Alarm in der Hintermannschaft des Tabellendritten sorgte. Hansa blieb weiter konzentriert, ließ sich von verbalen und körperlichen Provokationen nicht beeinflussen und hatte durch Paul Linke die Chance aufs entscheidende 3:1 aber sein Schuss aus der Drehung klatschte nur ans Lattenkreuz. In der 58 Minute rasselte Sturmneuzugang Köhntopp mit dem gegnerischen Torwart zusammen und konnte nicht mehr weiterspielen. Für ihn kam Kurvenliebling Hasan „Hasanovic“ Bektas in die Partie und machte gleich das, was er am besten kann: Dampf nach Vorne. Türkspor versuchte irgendwie zum Erfolg zu kommen und musste dabei aufpassen nicht in die schnellen Hansa-Konter zu laufen. In der 60. Minuten dann wieder eine gefährliche Freistoß Position für Türkspor, aber der harte Schuss fand wieder seinen Meister in Keeper Selk, dem das Selbstvertrauen fast die Torwarthose platzen ließ.
Und dann kam der magische Moment von Schumann. Knappe 30 Meter vorm Tor pflückte Hansas Mittelfeldmotor einen Ball mit der Brust runter, ließ seinen Freund einmal kurz aufkommen und kürte seine starke Leistung mit einem Hammer Marke „Tor des Jahres“ an den oberen Innenpfosten, von wo die Murmel zum umjubelten 3:1 im Netz landete.

Türkspors Nerven lagen nun endgültig blank. Wüste Beschimpfungen unter den eigenen Mitspielern sorgten dafür, dass einer kurzum das Feld verließ. Für einige Minuten war Hansa in Überzahl und ging mit den resultierenden Großchancen derart schlampig um, dass Trainer Nutsch graue Haare wuchsen, erst recht, als Bektas alleine vorm Tor sich die Ecke aussuchen konnte und nur den Pfosten traf. Aber es sollte auch so reichen.

Eine Viertelstunde vor Ultimo musste Spielmacher Tucic, der sich seit seiner gelben Karte permanenten Provokationen ausgesetzt sah, widerwillig runter. Für ihn kam Kreischer und kurze Zeit später mit Tony Behrendt ein weiterer „gefühlter“ Neuzugang, der sich auch gleich gut mit einem harten Schuss in Szene setzte. Türkspors Keeper parierte.
Türkspor komplettierte sich kurz darauf auch in Form eines Oldies, der etwas Ruhe ins Spiel seiner Mannschaft brachte. Kurz vor Schluss dann noch mal großes Theater im Hansa Strafraum. Was war passiert? Ein Rückpass von Patrick Kohl mit dem Oberschenkel auf Selk wurde, zum unerlaubten Rückpass erklärt. Den anschließenden Schuss lenkte Selk mit den Fingerspitzen an den Pfosten. Dann war die Messe gelesen.

Sie sehen das Gemälde "Jubelnde Mannschaft vor Fanblock" von 1907 der franz. Surrealistin Alice D.!
Sie sehen das Gemälde "Jubelnde Mannschaft vor Fanblock" von 1907 der franz. Surrealistin Alice D.!

Fazit: Hansas Ziel einen Konkurrenten auf Distanz zu halten glückte auf ganzer Linie, wenn auch in einigen Situationen mit einer ordentlichen Portion Spitzenreiterglück. Dennoch war der Sieg zu keiner Zeit wirklich gefährdet und damit absolut verdient.
In zwei Wochen kommt es nun zum Knaller zwischen Hansa und seinem ärgsten Verfolger, den Berliner Amateuren. Die Mannschaft ist heiß und hofft das Kreuzberg mobil macht und die Local Heroes zahlreich und singend unterstützt.

Hier eine kleine Anregung für die Kurve:
„Aus dem tiefen Kreuzberg kommen wir,
unser Trainer ist ein Fußballgott wie wir,
jeden Sonntag siegen,
ja das ist Hansa null sieben,
aus dem tiefen Kreuzberg kommen wir“

Aufstellung: Selk – J.Kohl, P.Kohl, Hoffmann, Meiser – Linke, Tucic (75.Kreischer), Schumann, Hoss (79.Behrendt) – E.Kahraman, Köhntopp (58.H.Bektas)

Tor/e: 0:1 P.Kohl (6.,Kopfball,E.Kahraman), 1:1 Çakmak (21.,Rechtsschuss,dir.Freistoß), 1:2 Linke (30.,Linksschuss), 1:3 Schumann (66.,Rechtsschuss)

Karte/n: Tucic, P.Kohl (gelb/Foulspiel), Linke (gelb/Handspiel)

Spieler des Spiels: Kai Schumann – lauffreudig, zweikampfstark, torgefährlich, befindet sich momentan in einer (für Gegner) beängstigenden Verfassung.
Enrico Selk – der dem Team mit den beiden glänzenden Elferparaden kurz vor der Halbzeit den verdienten Vorsprung sicherte und die zweite Hälfte mit gebrochenem Finger durchspielte. Danke und gute Besserung Großer!

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