Berliner-Pilsener-Pokal: SFC Stern 1900 – FSV Hansa 07 I 2:1 (1:1)
Autor: Moritz Fröhlich-Gildhoff
Ja, sie lebt noch. Nach zuletzt eher mäßigen bis desaströsen Leistungen meldet sich die Crew der Hansa-Kogge dank einer deutlichen Leistungssteigerung im Pokalspiel gegen Stern 1900 zurück im Fußballgeschäft.
Vor geschätzten 43 enthusiastischen Zuschauern sorgte zunächst die ungleiche Verteilung der Spielerzahl für Aufsehen. Nicht ein Novum der Fifa sorgte jedoch für die scheinbare numerische Überlegenheit der Hanseaten, sondern die Entscheidung der Schiedsrichterin die heutige Partie ganz in der Hansa-Farbe schwarz zu leiten. Sicherlich nicht ihre beste Entscheidung an diesem Tag, jedoch bei weitem auch nicht die schlechteste. Der Ball indessen unbeeindruckt präsentierte sich einmal mehr klassisch ganz in Leder.
So konnte denn bei bestem Fritz-Walter-Wetter angespielt werden und bereits in den ersten Minuten sollten sich zwei ewige Fußballweisheiten bewahrheiten. ‚Der Pokal hat seine eigenen Gesetze’ und ‚Es gibt keine Kleinen mehr’. Über die gesamte Spieldauer entwickelte sich so ein Spiel auf Augenhöhe, was nicht nur daran lag, dass die in gelb aufgelaufenen Sterner (!?) die spielerische Klasse eines Verbandsligisten phasenweise vermissen ließen, sondern insbesondere das Team um Fumi und Helio sich taktisch und kämpferisch glänzend eingestellt zeigte. Gutes Verschieben gegen den Ball, hohe Laufbereitschaft und ein selten gesehenes Zweikampfverhalten bescherten dem Team um Papa Henrik so aus einer stabilen Defensive die ersten formidablen Angriffsversuche, wobei zwingende Torchancen noch auf sich warten ließen. Anders auf der Gegenseite. Nachdem eine der Offensivkräfte von Stern 1900 eine der wenigen Lücken im Defensivverbund der Hansa genutzt hatte und gefährlich in den Strafraum eingedrungen war, verhalf Eric der Kannibale ihm zu einer unsanften Landung auf dem immergrünen Kunstrasenteppich. Elfmeter war die folgerichtige Entscheidung der noch immer in schwarz gekleideten Schiedsrichterin, Schuss-Bumm-Tor das Ergebnis. Mancher Kritiker sah an dieser Stelle die Felle der Hanseaten einmal mehr davon schwimmen und böse Vorahnungen einer erneuten empfindlichen Reibe, wie zuletzt vor einer Woche, kursierten im Stadion an der Kreuznacher Straße.
En contraire. Hansa spielte aus einer stabilen Defensive weiter munter nach vorne, die Flügelzange bestehend aus Micki/Nils und Max/Laszlo griff und so kam Hansa nach ca. einer halben Stunde zu einer Ecke über die linke Seite. Hansa-Kenner auf der Bank konnten an dieser Stelle ein freudiges Jauchzen kaum unterdrücken, war doch absehbar, dass nun eine der todsicheren Hansa-Eckenvarianten folgen würde. Und in der Tat, Variante 347b (Micki löffelt auf Rübe von Moritz, der verlängert auf Gesicht von Nils) brachte den lang ersehnten und zu diesem Zeitpunkt hoch verdienten Ausgleich.
Nachdem kurz vor der Pause noch die Querlatte für den hervorragend agierenden Gökhan retten musste, ging es dann mit einem verdienten Unentschieden auch in die Kabine zur Ansprache des Trainerteams, die lediglich durch den unverfrorenen Besuch eines ungehobelten Schiedsrichterbeobachters unterbrochen wurde. Er hatte bis zu diesem Zeitpunkt zwölf Schiedsrichter auf dem Rasen gewähnt und bat um einen entsprechenden Wechsel der Arbeitskleidung.
Mit giftgrünen Leibchen ausgestattet ging es so giftig hinein in Hälfte zwei, wobei sich die Hansa zunächst wütenden Angriffen und einer Tempoverschärfung des Gegners ausgesetzt sah. Die neu formierte Viererkette stand jedoch weiterhin sicher, so dass Stern zu lediglich einer nennenswerten Gelegenheit kam, die der Schlussmann nutzen konnte, um sich erneut auszuzeichnen. Nach einer Viertelstunde gelang es der Hansa sich vermehrt aus der Umklammerung zu lösen und eigene Angriffe zu kreieren. Ein blendend getretener Freistoß von Micki landete so am Pfosten und die unermüdlich ackernden Angreifer Mo und Jörg brachten die Abwehrreihen des Verbandsligisten wiederholt in Kalamitäten. Nachdem auf der Gegenseite zwei artistische Seit-/Fallrückzieher-Flugeinlagen ohne Torgefahr die anwesenden Freunde der rhythmischen Sportgymnastik in Verzückung gebracht hatten, deutete bereits vieles auf eine Verlängerung hin. So wäre es denn wohl auch gekommen, hätte nicht eine erneute Standardsituation das Spiel zugunsten der Gastgeber entschieden. Eine auf den zweiten Pfosten geschlagene Ecke fand ihren Weg aus einem Pulk von Freund und Feind über die Torlinie. Nicht schön, nicht verdient, aber zählt eben.
Auch nach diesem erneuten Rückschlag zu einem späten Zeitpunkt des Spieles zeigten die Kreuzberger große Moral und versuchten alles, um dem Spiel noch zum gewünschten Ausgang zu verhelfen.
Alles Kämpfen half jedoch nichts und so blieb den tapferen Spielern der Hansa nur die hohe Anerkennung des Gegners und erhobenen Hauptes die Erkenntnis um das unglaubliche Potential, das in ihrer Mannschaft steckt.
Forza Hansa, wenn wir jede Woche so kicken würden, könnten wir tatsächlich mal ernsthaft über den Aufstieg sprechen!
Bei einer solch geschlossenen Mannschaftsleistung fällt es schwer einen Man-of-the-Match zu benennen. Hervorheben möchte ich an dieser Stelle trotzdem Jörg, der es direkt aus dem Invalidenzelt zu einer läuferisch, kämpferisch und technisch hervorragenden Leistung brachte.
Aufstellung: Yildirim G. – Kopociński, Beier, Vissers, Helleberg – Fröhlich-Gildhoff, Wichmann, Kischlat, Strzoda – Bektas, Weikardt
Tore: 1:0 (18.), 1:1 Kischlat (35., Kopfball, Fröhlich-Gildhoff), 2:1 (75.)
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