Kreisliga B2, 21. Spieltag, SV Wilmersdorf II – FSV Hansa 07 II 4:1
(Autor: Hoffel)
Ein freundlicher Sonntagmittag in Wilmersdorf am Schoelerpark. Hier trägt der 1. FC Wilmersdorf seine Heimspiele aus, die Nummer 1 im bürgerlichen Kiez. Noch läuft eine Partie der alten Herren. Zuschauer sind bereits zahlreich vor Ort, Hansa II mischt sich unter sie. Der Mann am Grill wendet gewissenhaft die Würstchen, man hat das Gefühl er tut das gern. Dann wirft er einen Witz in die Runde den leider niemand von uns versteht. Das macht aber nichts, er übernimmt das mit dem Lachen und stützt sich dabei auf einem alten Bier-Stehtisch der Marke Engelhardt – Carlottenburger Pilsener ab. Einst war es das beliebteste Bier im alten Westberlin, seit den 90er Jahren bleibt der Zapfhahn jedoch trocken. Aus dieser Zeit müssen auch noch die Pläne zur Platzbelegung des Sportplatzes stammen. Für Hansa II ist keine Kabine frei. Mittlerweile ist es 12.15 Uhr, in 45 Minuten wird angestoßen. „Vielleicht klappt es in 20 Minuten“, lässt der Platzwart wissen. Hansa II improvisiert, Kreuzberg ist nicht umsonst als kreatives Umfeld bekannt. Das Umziehen samt „Kabinen“-Ansprache erfolgt auf der Wiese hinterm Platz, man ist kurz versucht das Handtuch auf der Wiese auszubreiten, Freibad-Feeling.
Die Startbedingungen haben keinerlei Einfluss auf den Start in das Spiel, vom Anpfiff weg ist Hansa II präsent auf dem Platz. Die Zweikämpfe werden angenommen und man sucht ein klares Spiel nach vorn. Schon nach 2 Minuten die erste Großchance, Krause-Behrendt köpft nach schöner Flanke an die Unterkante der Latte. Der Ball geht nicht rein. Dennoch macht diese Möglichkeit Mut. Immerhin spielt man hier beim ungeschlagenen Tabellenführer. Überhaupt hat es Wilmersdorf erst einmal versäumt zu gewinnen, da gab es ein Unentschieden gegen Mitkonkurrent Friedrichshain. Hansa II bleibt weiter stabil, sucht die Spitzen Bußmann und Behrendt-Krause und braucht sich nicht vor den Wilmersdorfern zu verstecken. Dann auch mal eine gute Möglichkeit für die Gastgeber. Heber über Hertel, aus kurzer Distanz ans Außenetz. Nochmal gut gegangen. Das ändert sich einige Minuten später. Eine unnötige Ecke lässt böse Vorahnungen Wirklichkeit werden. Die Hereingabe rutscht den 5-Meter Raum entlang und wird schließlich über die Linie gedrückt. Ein ärgerlicher Gegentreffer. Doch Hansa II will sich unbedingt für das gute Auftreten bisher belohnen. Bußmann setzt einem weit geschlagenen Diagonalball (auf der Straße teilweise Diago genannt) beherzt nach und wird dabei umgerissen. Der Schiedsrichter entscheidet aus sicherer Entfernung korrekt auf Straßstoß. Jennest de Gyves trifft schließlich zum verdienten Ausgleich.
Auch zur Halbzeit geht es nicht in die Kabine. Wo soll man auch hin. Aber es ist sonnig, da bleibt man sowieso gern draußen. Aber im Schatten, denn es ist sehr sonnig. Vermutlich deshalb wird auch nochmal der Platz gewässert. Ein aufploppender Rasensprenger reißt den zuschauenden Rehwinkel um. Vor Anpfiff wurder bereits Trainer Göritz durchnässt. Zum Glück ist es sonnig.
Die Gastgeber wechseln zur zweiten Halbzeit El-Bachir ein, der für ordentlich Wirbel sorgt. Überhaupt macht Wilmersdorf jetzt mehr Dampf als zuvor. In der 50. Minute folgt ein schön herausgespielter Angriff über die rechte Seite, der mit der erneuten Führung abgeschlossen wird. Hansa II hält weiter dagegen, doch nur 7 Minuten später ein Nackenschlag. Abstimmungsprobleme in der Hansa Defensive sorgen dafür, dass der Ball zu kurz geklärt wird. Der im Rückraum lauernde Teuscher zieht aus der Distanz ab und erhöht auf 3:1. Von diesem Rückschlag erholt sich Hansa II leider nicht mehr. Das war eine eiskalte Dusche. Der Faden ist verloren gegangen. Göritz bringt mit Bialon einen weiteren Stürmer. Hansa II haut jetzt alle Steaks auf den Grill. Doch die Angriffsbemühungen der Kreuzberger zerschellen leider an der Wilmersdorfer Abwehr. Plötzlich erhöht Fischer sogar auf 4:1 für die Gastgeber. Der Drops ist gelutscht (wahlweise kann auch von gelesenen Messen oder gegessenem Käse gesprochen werden). Das Spitzenspiel des 21. Spieltags ist zu Ende.
Nach der Partie führt der Weg an den Kiosk, wo man bei gezapftem Pils den Spieltag beschließt und draußen sitzt. Der Wilmersdorfer Kapitän kommt vorbei, klopft auf den Tisch und entschuldigt sich für die Kabinen-Affäre. Umstehende Rentner (sicherlich auch Kiebitze beim Training unter der Woche) kommentieren das Spiel der ersten Mannschaft das gerade läuft. Eine ältere Dame die sicherlich Hildegard oder Ingrid heißt, holt Kannen Kaffee und Kuchen für die Senioren Runde. Die Stimmung ist entspannt an diesem sonnigen Sonntag in Wilmersdorf. Diese Niederlage wird schnell verdaut sein. Am kommenden Spieltag steht wieder ein Auswärtsspiel an, diesmal in Wartenberg. Eine Partie, die die Hanseaten mit vollem Selbstvertrauen angehen können.