1. Spieltag: 1. FC Schöneberg I – FSV Hansa 07 I 2:5 (2:3)
Die Sternenkonstellation stand am Himmelszelt. Neue Saison. Bekannte Liga. Gleiche Mannschaft. Ligabekannter Gegner. Gleiche schlechte Gewohnheiten (Die Berichterstatter kommen 15 Minuten zu spät, da Anpfiff schon um 14.15 Uhr). 1. Saisonspiel, auswärts, Rasen. Alles Faktoren, die bei Hansa-Fans eher ein Raunen, denn ein Freudeschrei entlocken.
Auswärtsspiele sind immer schwer, der Rasen immer groß, weit, zu hoch, holprig und meistens auch zu grün. In der Kreisliga A vergeigte man den Saisonstart 08/09 auswärts 0:3, 09/10 dann nur noch 2:3 und holte dann in der letzten Saison zumindest einen Punkt, 1:1, den jedoch in der Wrangelritze.
Neue Saison und endlich wieder Zeit, die Sterne an ihren richtigen Platz zu rücken.
In der Startelf befanden sich gleich zwei Neuzugänge: Ümit Ersoy als Dirigent der Dreier-Abwehrreihe und Rückkehrer Yusuf Yildirim als Sturmspitze.
Die ersten 10 Minuten waren vom vorsichtigen Abtasten beider Mannschaften geprägt und das Spiel ging dann auch pünktlich für die Berichterstatter um 14.30 Uhr richtig los. Schöneberg hatte zunächst mehr Spielanteile, ohne sich aber gefährlich dem Kasten von Haberecht anzunähern. Die hochaufgerückte Viererkette von Schöneberg spielte klug, aber gefährlich auf Abseits, die ersten strittigen Abseitsentscheidungen fielen aber zu ihrem Gunsten aus.
Dann jedoch wurde nach einem langen Pass auf Yildirim einmal die Abseitsposition aufgehoben, der jedoch freistehend vor dem gegnerischen Torwart knapp das Tor verfehlte. Nur wenige Minuten später, erlief sich Öktem einen langen Pass von Golenia, legte sich diesen zurecht und schob ihn souverän in die Maschen.
Die hochdekorierte Reserve-Fan-Bank nickte anerkennend, hier geht was. Ersoy dirigierte die Abwehr umsichtig und man hörte sogar außerhalb des Platzes seine „Raus!“-Rufe, das Mittelfeld war sehr präsent und die offensive Reihe versuchte immer wieder Nadelstiche zu setzen. Nichtsdestotrotz war es an vielen Stellen noch mehr K(r)ampf als große Fußballkunst. Auf dem hohen Rasen wurden Pässe zu schwach gespielt, Ballstafetten waren Mangelwaren und das schwüle Wetter tat sein übriges.
Hansa versuchte es weiterhin mit langen Bällen in die freien Räume, sodass auch das 0:2 nach einem schönen aber wohl abseitsverdächtigen Pass von Öktem auf Yildirm fiel, der mit Ball am Torwart vorbeiging, den Ball im Netz unterbrachte und damit seine bereits in den Vorbereitungsspielen gute Form untermauerte.
Hansa versäumte es nun wie so häufig bei einer Führung, den Ball und Gegner laufen zu lassen. So leistete sich der bis dahin abgeklärt spielende Defensivverband einige Minuten später eine durch Luftlöcher hervorgerufene Unachtsamkeit, sodass der Anschlusstreffer hingenommen werden musste. Dass Fußball undankbar und schnelllebig sein kann, zeigte die nächste Aktion. Öktem legte sich den Ball im Strafraum der Schöneberger zurecht und fand sich wenige Augenblicke auf den Rasen wieder. Ein Elfmeterpfiff wäre jedoch bei diesem Block zu viel verlangt gewesen. Der geklärte Ball segelte 50 Meter weit über die aufgerückte Abwehr in die Hansa-Hälfte, Keeper Haberecht entschied sich etwas zu spät für seinen 25m-Sonntagsausflug, sodass er und die Verteidiger dem überlupften Ball nur noch hinterher schauen konnten, 2:2. Die Proteste an der Außenlinie führten dazu, dass Trainer Ilhan, die Berichterstatter und alle anderen Hanseaten ohne Auflistung auf dem Spielberichtsbogen als Dankeschön hinter der Barriere Platz nehmen durften. Nur Reservespieler und Rekonvaleszent Wichmann durfte in der Coaching-Zone bleiben. Souverän und überzeugend antwortete er auf die Frage ob er Spieler sei „Ich habe Fussballschuhe, Stutzen und kurze Hose an! Wonach sieht das denn aus?“ und konnte dem Schiri dann auch noch bestätigen, dass er auf dem Spielberichtsbogen steht, sodass er sich im Laufe des Spiels als Servicekraft rundum die Trinkflaschen unentbehrlich machen konnte.
Kurz vor der Pause schoss Hansa dann endlich mal zum wichtigen Zeitpunkt das 2:3. Nach einem von Duman getretenen Freistoß setzte sich Öktem in der Luft durch köpfte ins lange Eck.
Auf eine Zitterpartie wollte man sich nun nicht einlassen und so ging es direkt nach dem Seitenwechsel in Richtung Schöneberger Tor. Schöner Pass über die Außen, Duman erläuft sich den Ball, hatte an der Grundlinie den Blick für den Rückraum, in dem sich Öktem aufhielt und mit der linken Klebe den Ball zum 2:4 versenkte – sehr schöner Spielzug. Das Spiel an sich wurde zunächst nicht besser, aufgrund des Kräfteverschleißes eher ruppiger, hier und da wurden kritische Momente überstanden. Die Vorentscheidung fiel in der 70. Minute nach einem öffnenden Pass. Yildirim und 5 (!) andere Hanseaten sahen sich im gegnerischen Strafraum nur drei Gegenspieler gegenüber, kurz mit der Hüfte gewackelt, Körperdrehung und Schuss ins Tor. Yildirim krönte mit seinem zweiten Saisontreffer seine starke läuferische Leistung und durfte sich den Applaus der Zuschauer abholen, welch eine Woche für den frischgebackenen Vater und Comeback-Hanseaten.
Ab der 70. Minute wurde dann auch endlich Fußball gespielt. Mit der Führung im Rücken wurde der Ball endlich laufen gelassen, Doppelpässe wurden gesucht und gefunden. Kritische Situationen entschärften der Torhüter sowie die Verteidiger (die sich beim heutigen Spiel auf Rasenplatz für kein Tackling und in den Schuss werfen zu schade waren).
So blieb es bei interessanten Gesprächen am Seitenrand, wo Yücel auf seine dreijährige Schöneberger Fußballzeit zurückblickte und ein ehemaliger Hansa-Spieler (Saison 1973-1984) aus dem Hansa-Nähkästchen plauderte. Den Sternen wurde getrotzt, mit einem Sieg, auswärts auf Rasen, die neue Saison begrüßt. Hallo!
Aufstellung: Haberecht – Vissers, Ersoy, Borchert – Golenia, Rauch, M. Bektas, Akdogan (55.Niehoff) – Duman (70.H. Bektas), Öktem – Yildirim (65.Neubauer).
Tor/e: 0:1 Öktem (18.), 0:2 Yildirim (25.,Rechtsschuss,Öktem), 1:2 (28.), 2:2 (35.), 2:3 Öktem (44.,Kopfball,M. Bektas), 2:4 Öktem (46.,Linksschuss,Duman), 2:5 Yildirim (70.,Rechtsschuss,Niehoff)
Karte/n: Neubauer (gelb/Ball wegschlagen).
Spieler des Spiels: Hervorzuheben sind die Neuzugänge Ersoy und Yildirim. Ümit mit einer starken Präsenz im Abwehrverbund und Yusuf mit einer sehr starken läuferischen Leistung und zwei Toren. Öktem war schon so oft Spieler des Spiels und überhaupt, die gesamte Mannschaftsleistung war für diesen Sieg ausschlaggebend.
(Hofberichterstatter Gruhn und Weikardt)
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