Zweimal Hansa II zum Mitnehmen, bitte!

FSV Hansa 07 II – SF Kladow II 2:2 (1:2)

Autoren: Dirk Lauer & Roman Emmerling

Zeit ist relativ und ein Spiel dauert nicht 90 Minuten, sondern so lange bis der Schiri abpfeift. Manchmal kann ein Spiel aber auch eine komplette Hansasaison oder sogar -karriere wieder spiegeln. Denn das Spiel am vergangenen Sonntag zwischen der FSV Hansa II und dem SF Kladow II dient quasi als eine Blaupause für Hansa-II-Spiele der vergangenen Jahre.

Trotz klarer Ansage des Trainerteams von Anfang an hellwach zu sein, wirkte die Hansa Truppe so als wären die Anstoßzeiten der Hansa II Partien zu dieser Saison nicht nach hinten auf 15.30h verlegt worden, sondern in die sonntäglichen Morgenstunden. Mit mindestens 11 Beinen noch halb im Bett und den Köpfen unter den Kopfkissen begann die Hansa Truppe völlig von der Rolle und total nervös das Spiel. So war es auch nicht überraschend, dass die spielstarken Gegner aus Kladow keine 15 Minuten brauchten, um mit 2:0 in Führung zu gehen. Vor den beiden Treffern kam es zu slapstickartigen Einlagen der kompletten Hintermannschaft. Gesucht wurde der Hansa-Spieler, der es am häufigsten schaffte über den Ball zu treten. Aufgrund der Quantität an Kandidaten konnte kein eindeutiger Gewinner gekürt werden, der erste Preis geht ans gesamte Team. Starke geschlossene Mannschaftsleistung! Die Spieler von Kladow bedankten sich noch kurz bei Hansas Defensive, um dann eiskalt zweimal zu knipsen.

Nach dem Treffer zum 0:2 sehnte sich der ein oder andere Hanseat aufgrund der sommerlichen Temperaturen in Kreuzberg vielleicht lieber in einen Park oder gar an einen See im Umland, denn es schien als wäre heute in der Ritze für Hansa nichts mehr zu holen. Mehr noch eine ordentliche Klatsche schien in der Luft zu liegen. Neben dem Platz wurde schon diskutiert wie viele Bälle Dirk „Digga“ Lauer in seinem letzten Spiel für Hansa aus dem eigenen Netz fischen muss. Die meisten tippten zwischen fünf und sieben, es waren ja gerade mal 12 Minuten gespielt und bis dahin lief bei Hansa nichts, gar nichts!

Doch plötzlich erwachte die Hansa aus der Lethargie, in der Defensive wurden die ersten Zweikämpfe geführt und gewonnen und in der Offensive wurde das vor dem Spiel geforderte Pressing begonnen. Und dann blitzte für kurze Momente das Potenzial auf das in dieser Truppe steckt. Mit schönen Kombinationen wurde das Mittelfeld überbrückt und erste Chancen erarbeitet. Hansa war plötzlich da und übernahm das Geschehen auf dem Platz. Einen Schuss von  Bußmann konnte der Torwart noch parieren, den Abstauber nutzte Netz zum 2:1 Anschlußtreffer. Von da an wurde bis zur Halbzeitpause nur auf noch auf ein Tor gespielt. Und die Murmel lief flüssig durch die eigenen Reihen. Nach einer der schönsten arsenalesken Kombination (one-touch-football) über Hoss,  Bußmann, Netz und Emmerling wurde Bialon im Sechzehner frei gespielt und konnte zum Ausgleich einnetzen. Leider spielte der an diesem Tag leicht verunsicherte junge Schiedsrichter nicht mit und erkannte den Treffer auf Grund angeblicher Abseitsstellung nicht an. Fehlentscheidung, so war zumindest die eindeutige Meinung auf der völlig neutralen Hansa Bank. Es blieb also bis zur Pause beim 1:2 aus Hansasicht.

In der Kabine wurden vom Trainerteam die Fehler angesprochen und Feuer für die zweite Halbzeit gemacht. Die Mannschaft lebte und der Wille das Spiel zu drehen war greifbar. Jeder hatte Bock auf eines dieser Wrangel-Wunder. Die 2.Halbzeit ging los wie vom Trainergespann angekündigt. Kladow kam mit frischer Luft um den alten zwei Tore Vorsprung wieder herzustellen und hatte dreimal innerhalb weniger Minuten Chancen, dass Spiel vorzeitig zu entscheiden, die allesamt vergeben wurden. Hansa überstand die Drangperiode der Gäste und setzte die Gegenspieler mit aggressiven Pressing unter Druck. Hoss rannte und ackerte für drei und erfüllte so die Trainervorgabe, die gegnerische Abwehr kaputt zu rennen mit Bravour. Hansas Aufwand sollte belohnt werden und der Dramaturg hatte für den Ausgleich ein goldenes Händchen. Nach einem Freistoß aus dem Halbfeld verwandelte Roman „Capitano“ Emmerling mit seinem berüchtigten Schädel zum vielumjubelten Ausgleich. Es sollte das letzte Tor in seiner Hansa „Zwo“ Karriere sein, umso emotionaler war dieses Tor für ihn und die Mannschaft. Das Spiel wurde nun hektischer, beide Mannschaften wollten die drei Punkte. Nicklichkeiten nahmen zu, wobei der junge Schiri öfters die Chance vergab, durch konsequentes Durchgreifen für Ruhe auf und neben den Platz zu sorgen. Zwanzig Minuten vor Schluss wurde, so wie es sich für einen modernen Gladiator gehört, Roman Emmerling unter tosendem Applaus in den Ruhestand verabschiedet. Mach et jut Alter! Für ihn kam Behrendt in die Partie, die nun von ihrer Spannung lebte. Kladow versuchte es mit hohen Bällen in den Strafraum, die aber nun sichere Beute für Lauer waren. Kurz vor Schluss hatte dann Neuzugang Marius die Chance das Spiel komplett zu drehen, aber sein Schuss ging knapp am Tor vorbei.  Letztendlich trennten sich beide Mannschaften mit einem gerechten Unentschieden.

Fazit: Den Beginn der ersten und der zweiten Halbzeit völlig verpennt. Dann mal wieder Moral bewiesen, zurück gekämpft, teilweise rischtisch schön gespielt und am Ende an der Chancenverwertung gescheitert – This is Hansa Zwo!

Nach dem Spiel wurden die beiden zukünftigen Ehemaligen gebührend von ihren Mannschaftskollegen bis in die Nacht in den einschlägigen Kreuzberg 36 Etablissements verabschiedet. Emme und Dobi sagen Hansa II Danke für die geile Zeit in der besten „Zwoten“ aller Zeiten und glaubt ja nicht ihr seid uns nun für immer los…

Aufstellung:
Lauer – Hubmann, Labude, J.Kohl, Möller – Schulte, Emmerling (65. Behrendt), Bublak, Netz(80.Engel) – Bußmann – Hoss (55. Marius)

Tore:
0:1 4.min – 0:2 12.min – 1:2 35.min, Netz (Bußmann) 2:2 58.min Emmerling (Hubmann)

Spieler des Spiels: Phillip Hertel aka „el mexicano“ !

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