Der Mantel des Schweigens

6. Spieltag: SV Nord Wedding 1893 I – FSV Hansa 07 I 3:2 (1:2)
7. Spieltag: Arminia Heiligensee 77 I – FSV Hansa 07 I 5:1 (4:0)

Die letzten beiden Auswärtsspiele sind eigentlich keiner Erwähnung würdig – 3:8 Tore und 0 Punkte sprechen für sich. Ein Mantel des Schweigens sollte sich über diese Spiele legen und schnell vergessen werden. Aber…

Während das Spiel gegen SV Nord Wedding 1893 bei herbstlichem Sonnenwetter noch verheißungsvoll begann (Befreiungsschlag aus der Abwehr, Tom Neubauer übersprintet die auf Abseits spekulierende Abwehr, legt mustergültig quer auf Fred Leclaire, der sicher einschiebt, 1:0), zeigten sich die Defizite umso schneller. Nicht richtig wach, kaum vorhandenes Zweikampfverhalten und mit vielen Fehlpässen präsentierte sich Hansa07 in der ersten Halbzeit. Kurze Zeit später musste der 1:1 Ausgleich hingenommen werden. Trainer Ilhan hätte bei geeignetem Spielerkontingent sicherlich 5-6 Spieler gleichzeitig ausgewechselt. Auch der wiederum erzielte Führungstreffer von Fred Leclaire (15m-Schuss aus dem Gewühl heraus) unter Mithilfe des gegnerischen Torwartes vermochten die Sorgenfalten nicht zu mindern. In der Halbzeitpause wurde an Spielwitz, Elan und Laufbereitschaft appelliert. Hansa versuchte dies postwendend umzusetzen. Der ins Mittelfeld vorgerückte und endlich aufgewachte Julius Büchner setzte sich über rechts wunderbar durch, passte in den Rückraum, wo Georg Hubmann freistehend vor dem Tor an der eigenen Kaltschnäuzigkeit scheiterte. Weitere Groß- und Kleinchancen zu einem beruhigenden 3:1 bzw. 4:1 wurden liegen gelassen. Und so kommt es, wie es laut Fußballweisheiten kommen musste. Gegenangriff, Flanke, Kopfballtor, 2:2. Wenig später Freistoß, Kopfball, 2:3 aus Hansa-Sicht. Die Körpergröße des zweimal einköpfenden Stürmers soll an dieser Stelle nicht erwähnt werden, die Abwehr  schämt sich immer noch dafür. Die letzten Chancen wurden ebenfalls vergeben, so dass man mit der ersten Niederlage in der Saison 2010/2011 nach Hause geschickt wurde. Unverdient 2:1 zur Halbzeit geführt, verdient 2:3 am Ende verloren. Bitter für Torhüter Christian Haberecht, dass seine guten Aktionen, die einen früheren Rückstand vereitelten, durch die drei Gegentreffer geschmälert werden. Auch Maxim hat sich sein Debüt bei Hansa sicherlich anders vorgestellt. Einziger Lichtblick an diesem Sonntag war Fred Leclaire mit zwei Treffern und unbändigen Siegeswillen.

Das Spiel gegen Arminia Heiligensee 77 bei herbstlich-stürmischen und nass-kalten Nieselwetter begann weniger verheißungsvoll, eher katastrophal, besser desaströs. Eckball in der ersten Minute, Kollektivschlaf im Strafraum und schon stand es 1:0 für die Heimmannschaft. Die restlichen 44 Minuten der ersten Halbzeit sind schnell erzählt. Hansa versuchte ins Spiel zu kommen. Doch katastrophale Fehlpässe im Spielaufbau und inkonsequentes Zweikampfverhalten führten zum 2:0, 3:0 und 4:0. Reichlich angesäuert und sprachlos trat Trainer Ilhan in der Kabine vor die Mannschaft. Das Spiel war entschieden, es sei denn es passiert ein schwarz-gelbes Wunder. Mit der Aufforderung das Spiel zu gestalten, trainierte Abläufe umzusetzen und schnell auf das 4:1 und 4:2 zu drängen, kam Hansa besser ins Spiel. Flankenläufe, Ballstafetten und sichere Pässe wurden geboten, doch der entscheidende Zug zum Tor fehlte. Der Gegner tauchte mit langen Bällen immer wieder gefährlich vor dem Hansa-Tor auf, scheiterte an Keeper Haberecht oder am eigenen Unvermögen. In der 65. Minute schaffte Hansa durch Ercan „Joe“ Öktem den Anschlusstreffer dank eines sicher verwandelten Elfmeters. Der Situation vorausgegangen war ein gefährlicher 20m-Flatterball von Joe, der an den linken Pfosten prallte, den Nachschuss setzte Henrik Wichmann an den rechten Pfosten, den weiteren Nachschuss von Ender Kökyaprak parierte der Torwart und am nächsten Nachschuss wurde Ender Kökyaprak regelwidrig gehindert. Sicherlich wäre der Ball gegen die Latte gegangen oder im Herbstlaub verschwunden. So grotesk es klingt, so glücklos sollte auch das Toreschießen am heutigen Tag für Hansa enden. Nach dem Anschlusstreffer keimte nur kurz Hoffnung auf, denn im Gegenzug stellte Arminia mit einem Elfmeter den alten 4-Tore-Abstand wieder her. Hansa gab sich nicht auf, zeigte in der zweiten Halbzeit guten Fußball, nur ein Tor sollte am heutigen Tag nicht mehr fallen. „Krönender“ Abschluss der Partie war ein nicht nachvollziehbarer Platzverweis. Auf den Schiedsrichter soll an dieser Stelle nicht eingegangen werden. Unschuldig an den 5 Gegentreffern, aber eine klare Linie und Neutralität bei der Bewertung von Zweikämpfen schaut anders aus. Als Lichtblick kann das Durchdringen der Sonne durch die Wolkendecke nach Schlusspfiff gewertet werden.

Was bleibt übrig… so golden der Oktober mit dem 2:1-Sieg auch anfing, desto bitterer sind die beiden Auswärtspleiten. Hansa steht vor den „Tod-oder-Gladiolen-Spielen“, 3 Punkte zu den Abstiegsplätzen und 6 Punkte zu den Aufstiegsrängen sprechen für sich. Die Mannschaft muss sich schleunigst die „Jetzt-erst-recht“-Mentalität einimpfen, um die nächsten beiden Heimspiele erfolgreich zu gestalten, 6 Punkte sind nahezu Pflicht.

SV Nord Wedding 1893 I – FSV Hansa 07 I 3:2
Aufstellung: Haberecht – Büchner, Schachner, Vissers, Kökyaprak  – Wichmann, Strzoda – Hubmann (80.Karayel), Leclaire, Neubauer (46.Gruhn) – Maxim (75.Baran)

Tor/e: 0:1 Leclaire (5.,Rechtsschuss, Neubauer), 1:1 (16.), 1:2 Leclaire (40.,Rechtsschuss), 2:2 (65.), 3:2 (76.)

Arminia Heiligensee 77 I – FSV Hansa 07 I 5:1
Aufstellung: Haberecht – Büchner, Gruhn, Vissers, Kökyaprak  – Wichmann, Strzoda – Duman (80.Engel), Maxim, Neubauer (60.Baran) – Öktem

Tor/e: 1:0 (1.), 2:0 (8.), 3:0 (14.), 4:0 (30.), 4:1 Öktem (65.,Linksschuss,FE,Kökyaprak), 5:1 (67.)

(Autor: Stefan)

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