25. Spieltag: Hansa 07 – FC Karame 0:0
Die Sonne hatte zaghaft einige Fleckchen Erde erhellt, einige wenige Quadratmeter mit wohliger Wärme gefüllt. Ein melancholischer Hauch von Sommer und Picknick lag in der Luft und umwehte die frisch geschundene Fußballerseele der Kreuzberger. Die Wrangelritze war zu diesem Zeitpunkt nicht mehr als ein Hort müder Konjunktive. Wäre doch nur…, hätte doch nur…, dann würde ja vielleicht noch… – aber nein. Zu spät.
Die 90 + 5 Minuten gegen den FC Karame waren seit etwa einer Stunde Geschichte, in Gedanken allerdings dauerte der zum Schicksalsspiel ausgerufene Vergleich mit dem Tabellenzweiten noch an. Wäre doch nur Jörg Weikardt nicht zwei Mal am Querbalken gescheitert, hätte doch nur sein Kopfball (aus einem Meter Entfernung) den Weg in die Maschen gefunden, wäre doch nur Freistoßgott Frank Engel mal aus zentraler Position zum Zuge gekommen, am wichtigsten und bittersten zugleich: Hätte doch nur die Mannschaft die letzten vier Spiele nicht so leblos hergeschenkt – denn dann würde ja vielleicht noch was gehen. Sehr wahrscheinlich aber hat Hansa 07 die letzte Chance auf den Aufstieg verspielt. Rein rechnerische Gedankenspiele fanden am Sonntag nicht mehr statt.
Der gewaltige Irrglaube
Sehr ärgerlich erscheint diese Fastwahrheit vor dem Hintergrund einer wirklich famosen Leistung der Kreuzberger. Über die gesamte Spielzeit beherrschte Hansa den Gegner, der wohl nur mit einem Ziel angereist war: Hinten dicht, vorne Zeit schinden, um den Vorsprung von sieben Punkten nicht zu gefährden. Der im Vorfeld vom Trainergespann Ilhan/Engel gesichteten Gästeoffensive wurde von Pasquale Meisner bereits im Mittelfeld der Zahn gezogen; die Abwehr um Libero Thomas Schachner hatte kaum Mühe das schnelle Flügelspiel zu unterbinden; bei den insgesamt zwei, drei halbgefährlichen Kontern machte der für den verletzten Stammkeeper Christian Haberecht zwischen die Posten rotierte Rico Selk einen sicheren Eindruck.
Und was jetzt? Was eigentlich bedeutet die plötzliche, letztlich wohl vergebliche Leistungssteigerung der Kreuzberger für ihre ambitionierten Pläne? Muss diese Saison bereits fünf Spiele vor Ende als verschenkt und verzockt abgehakt werden? Oder ist die in Vereinskreisen bislang umstrittene Meinung, wonach der Reifeprozess der Mannschaft nun mal noch nicht abgeschlossen sei, die richtige? Fest steht zumindest, dass Potential und Punkteausbeute im krassen Widerspruch zueinander stehen. Und: Ein Aufstieg in die Kreisliga A ist kein Selbstläufer. Wer angesichts einiger rauschhafter Momente die Ligazugehörigkeit als historisches und die eigene Spielkunst beleidigendes Missverständnis ansieht, irrt sich gewaltig.
Mut sollte den Kreuzbergern machen, dass Trainer Ali Ilhan den Vertrag vorzeitig verlängert hat und dass der Kader weiter gezielt verstärkt wird. Naja, und wer noch an Märchen glaubt, sollte dem beginnenden Sommer eine kleine Chance geben. Auf dem Sonnendeck ist vielleicht immer noch Platz für Hansa.
Aufstellung: R. Selk – Schachner – A. Selk, Vissers, Dumam – Huber (46. Winkler), Meiser, Engel (70. Linke), Gorelik – Catal (60. Kahraman) , Weikardt.
Tore: Fehlanzeige.