Eine klare Linie

12. Spieltag: Concordia Wilhelmsruh – FSV Hansa 07 1:1 (0:1)

Dass im Spiel einer Mannschaft eine klare Linie fehlt, das gibt es öfter. Dass einem Spiel gleich alle Linien fehlen ist da schon seltener. Doch alles Meckern vor Anpfiff half nichts, das Spitzenspiel beim Tabellenzweiten Concordia Wilhelmsruh wurde dennoch auf einem nicht abgekreideten und tiefen Naturrasenplatz angepfiffen. Immerhin – an den Seiten wurden zur Orientierung Hütchen aufgestellt, die im Verlauf des Spiels noch zu einiger Bedeutung kamen.

Und das schon in Minute zwölf. Bis dahin hatten beide Teams versucht ins Spiel zu finden und gingen daher durchaus engagiert zur Sache. Dann flog ein langer Ball auf die Hansa-Spitze Ercan Öktem, der bei der Ballannahme rüde von hinten umgestoßen wurde. Alles rechnete mit einem Freistoß, doch nachdem der Schiedsrichter den Ort des Geschehens erreicht hatte blickte er konsequent nach links und rechts und fixierte kurz die Hütchen. Und eine Augenblick später wies er schon auf den Elfmeterpunkt (bzw. das, was von diesen noch zu erkennen war). Hut ab, nie war es wohl so leicht für einen Unparteiischen auf einen Freistoß knapp außerhalb des Strafraums zu entscheiden. Leider ließ der Schütze Halil Duman ähnliche Konsequenz vermissen, denn er schob den Strafstoß in die Arme des Heimkeepers.

Anschließend übernahm aber Hansa immer mehr die Initiative und ließ Wilhelmsruh nicht zur Entfaltung kommen. Und in Minute 27 hatte Duman seinen Fehlschuss wieder gut gemacht, als er Öktem mustergültig auflegte und dieser das Leder mit etwa 200 km/h unter die Latte nagelte. Die Führung gab Hansa einige Sicherheit, man kontrollierte das Spiel, ließ aber nach vorne die letzte Konseqquenz vermissen.

Für die zweite Halbzeit hatte sich dann Wilhelmsruh einiges vorgenommen. Hansa gab das Spiel langsam aus der Hand, beschränkte sich mehr und mehr darauf hinten nichts zuzulassen. So wurden die Nordberliner langsam gefährlicher und drückten auf den Ausgleich. Erst flogen gefährliche Freistoßflanken durch den Hansa-Strafraum, dann kamen die Wilhelmsruher auch zum Abschluss – vergaben aber meist überhastet oder waren zu unpräzise. Hansa hatte also alle Chancen das zweite Spitzenspiel in Folge 1:0 zu gewinnen, doch in Minute 83 fiel dann doch der Ausgleich. Die Hansa-Hintermannschaft klärte nicht energisch genug und schließlich landete der Ball im Fünfmeterraum bei einem Wilhelmruher Angreifer, der reaktionsschnell per Fallrückzieher abschloss. Hansa-Keeper Haberecht kam zwar gerade noch so an den Ball, bekam das Leder aber doch erst hinter der – imaginären – Torlinie richtig zu fassen.

In den letzten Minuten wollte Wilhelmsruh dann mehr, Hansa brach aber nicht ein, sondern spielte ebenfalls nochmal nach vorne.  Doch letztlich wollte kein weiteres Tor mehr fallen, so dass nach 90 Minuten ein leistungsgerechtes Unentschieden feststand, das beiden Teams nicht großartig weiterhilft. Immerhin, solche Spiele unter widrigen Bedingungen gegen einen ordentlichen Gegner hätte man in den letzten Jahren sicher des öfteren verloren. Dennoch ist nun klar, dass ein weiteres Unentschieden am kommenden Sonntag gegen den Drittplatzierten SV Adler zu wenig ist.

Aufstellung: Haberecht – A. Selk, Borchert, Gruhn, Duman – Wichmann, Rauch – Huber, Aslan, Kökyaprak (65. Strzoda) – Öktem

Tore: 0:1 Öktem (27., Linksschuss, Duman), 1:1 Gallrach (83., Rechtsschuss, Wille)

Karten: Wichmann, Gruhn (gelb, Foulspiel),  Öktem (Gelb, Unsportlichkeit)

Hansa-Spieler des Spiels: Stefan Gruhn – Überzeugte durch konsequente Verteidigungsarbeit, räumt einfach alles ab.

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