Fritz Finger ist nicht mehr da. An einem traurigen Freitag den 13., im November 2015, hörte ein Hansa-Herz auf zu schlagen. Ein Schock für uns alle, von dem wir uns sicher nicht so bald erholen werden.
Hansa ohne Fritz ist für viele, insbesondere wenn sie den Weg zu uns erst in den letzten Jahren gefunden haben, kaum vorstellbar. Auch wenn er tatsächlich erst in 2011 zu uns stieß und am 1. Juli 2011 erstmals seinen Dienst als Platzwart antrat, war er doch in Rekordzeit quasi Inventar. Fritz war einfach immer da. Er kam fast immer schon lange vor offiziellem Dienstbeginn, er war unter der Woche ebenso da wie am Wochenende, und er war so gut wie nie krank. Wer machte Montags bis Freitags das Flutlicht an und aus? Fritz. Wer begrüßte Samstags und Sonntags Trainer*innen, Eltern, Spieler*innen, Gäste, Zuschauende und Schiedsrichter*innen? Fritz. Er war eines der prägenden Gesichter des Vereins und auch wenn sein hessisch-berlinerisches Gebrabbel nicht immer leicht zu verstehen war: Man merkte immer, dass er es gut meinte und ihm Hansa und seine Menschen am Herzen lagen.
Als Fritz vor über fünf Jahren bei Hansa anfing sah auch die Wrangelritze anders aus. Vielleicht erinnert sich noch jemand: Hinter dem Südtor befand sich ein brusthoher stacheliger Urwald, der sehr zum Verdruß der technisch unzulänglicheren Spieler*innen, die den Ball in schöner Regelmäßigkeit über den Zaun droschen, ein schmerzhaftes Ungetüm war. Wie viele Stunden sich wohl Hanseatinnen und Hanseaten in kurzen Hosen nach dem Training durch das Gestrüpp drückten, auf der Suche nach verlorenen Bällen und schnell mit zerkratzen Armen und Beinen? Heute kaum noch vorstellbar, denn Fritz nahm sich der Sache an. Zunächst wurde das Zeugs gestutzt. Einige Wochen später wurde es nochmal gestutzt. Und dann nochmal. Und wieder etwas später hatte das Gewächs tatsächlich seinen Schrecken verloren und war beinahe eine zierliche Hecke. Und schließlich, es mag 2012 oder 2013 gewesen ein, befand sich dort plötzlich nur noch eine Wiese samt einzelner Bäume, die keinen Ball mehr schlucken konnte. Es ist nur ein Detail, aber es war schlicht ein Segen. Und es verdeutlicht eines: Fritz ging die Sachen an, er war hartnäckig, er wollte was tun, und er tat. Er flickte Netze, ohne dass man ihn auf Löcher hinweisen musste. Er zimmerte einen Zaun und säte Blumen. Er malerte im Keller die Wände, draußen die Bänke, ebenso die Zäune, immer wieder. Vieles, wenn nicht alles davon ist heute selbstverständlich. Und doch, wer kann mag sich an die Zeit davor zurückerinnern, und sich klarmachen, wie eifrig und hilfreich Fritz war. Denn es wurde leider viel zu oft vergessen.
Auch wenn es einem nicht so vorkam: Fritz verfolgte auch unseren Sport. Zwar nervte er nicht jeden mit seiner Einschätzung zum Spielsystem der 1. Herren, aber man sollte nicht denken, dass Fritz nicht wusste, wie es um die Teams stand. Nicht umsonst hat ihm seine Frau in den letzten Wochen auf dem Krankenbett öfter aus der „Fußballwoche“ vorgelesen. Er nahm Anteil am Schicksal des Vereins wie auch seiner Teams. Und es tut uns leid, dass wir in diesem Herbst nicht noch öfter für positive Nachrichten gesorgt haben, denn darüber hätte er sich sicher sehr gefreut.
Natürlich war nicht immer alles schön und ohne Konflikte. Ja, hat er sich auch mal spät abends den Weg zur Halle gespart. Wie oft musste man ihm sagen, dass von weitem nicht zu erkennen war, dass das Bier, das er auch im Dienst stets mit sich führte, alkoholfrei war? Und manchmal fühlte er sich von randalierenden Kindern und Jugendlichen in seinem Casino gestört und hat dies auch lautstark zum Ausdruck gebracht – aber wen wunderts? Letztlich war Fritz ein Mensch, eine echte Type, mit Ecken und Kanten, die auch mal wehtun konnten. Doch er ließ nie Zweifel daran, dass er gerne zu Hansa kam und die Wrangelritze ein Stück weit auch sein „Reich“ war. Auch als er in Rente ging war er es, der frühzeitig deutlich machte, dass er trotzdem weiter für Hansa arbeiten wollte. Also blieb er als Minijobber, und seine Dienstzeiten wurden deutlich gekürzt – aber hat es wirklich jemand gemerkt?
Nun ist es also so gekommen, dass unser „Wrangelfritze“ ein letztes Mal das Licht ausgemacht hat. Viel zu früh. Und so stehen wir fassungslos da, sind unendlich traurig, und wissen nicht so recht was tun. Wir hätten doch noch so viel zu sagen. Vor allem Eines, was ganz sicher immer zu kurz kam: Danke. Danke für alles. Es war wirklich schön, Dich gekannt zu haben, lieber Fritz.
Fritz Finger wird am 10. Dezember 2015 um 11 Uhr auf dem Friedhof Mehringdamm beerdigt. Wer ein letztes Mal Abschied nehmen will kann dies dann tun (Treffpunkt an der Kapelle). Es wird eine anonyme Urnenbeerdigung, Fritz wollte kein Grab. Die Familie bat daher darum, auf Kränze etc. zu verzichten.