17. Spieltag: Traber Mariendorf II – Hansa I 3:3 (3:0)
Wie grausam Fußball sein kann, erlebte Hansa 07 am vergangenen Wochenende. Kaum war das Spiel gegen den 1. Traber FC Mariendorf II angepfiffen, die zahlreich mitgereisten Anhänger hatten ihren Stehplatz noch nicht einmal gefunden, da lagen die Kreuzberger schon mit 0:1 hinten (1.). Einen harmlosen Schuss der Gastgeber lenkte Libero Roman Emmerling unglücklich und unhaltbar für Torsteher Christian Haberecht in die eigenen Maschen. Und obwohl die Mannschaft sich davon zunächst nicht sonderlich beeindrucken ließ und weiter auf Angriffsfußball setzte, klingelte es bald ein zweites Mal. Wieder machte Emmerling eine unglückliche Figur, als sein schnell ausgeführter Freistoß nur den Rücken eines Gegenspielers fand. Die Wrangelkicker noch in der Vorwärtsbewegung verschliefen den somit eingeleiteten Konter, Linksverteidiger Andreas Selk wurde überlaufen, Pass in die Mitte, keine Zuordnung, Schuss, Tor, 2:0 (15.). Dass der etatmäßige Libero Paul Linke fehlte, kann nicht als Entschuldigung herhalten.
Zu ausgeglichen ist der Kader in der Rückrunde, und es ist daher auch keine Binsenweißheit, wenn Trainer Ali Ilhan immer wieder betont: „Jeder Spieler ist ersetzbar.“ Das gilt natürlich auch für Haberecht, der seinerseits beim dritten Gegentreffer patzte (25.). Nach eigener Aussage war der Keeper durch die Linienziehung auf dem Platz irritiert, als er nahe des Sechzehners dem Gegner den Ball vor die Füße schaufelte, anstatt sein berüchtigtes Superfäustchen zu gebrauchen. 0:3 zu Halbzeit – grausam, weil die Gegentore nicht wirklich das Produkt der gegnerischen Offensivbemühung waren; grausam auch, weil es auf der anderen Seite trotz bester Einschussmöglichkeiten nicht zum Treffer reichte. In der Kabine war sich wohl nur noch Trainer Ilhan sicher, dass die Mannschaft diesen Rückstand aufholen könnte. „Glaubt an euch! Wenn die es schaffen, in einer Halbzeit drei Tore zu schießen, dann können wir mindestens vier machen“, sagte Ilhan.
Und die gleiche Antwort: Egal
Aber es sollte zunächst noch schlimmer kommen. Plötzlich wetteiferten die Kreuzberger um den inoffiziellen Titel des größten Chancentods in der Kreisliga B. Reihenweise scheiterten die Spieler am Versuch, die Kugel zu versenken. Schwierig ist es da Yusuf Yildirim einen Strick daraus zu drehen. Schließlich hatte der auf sein Comeback brennende Torjäger wirklich alles in die Waagschale geworfen – nur der Treffer blieb ihm letztlich versagt. Ein früher Anschlusstreffer hätte jedoch den Glauben an einen Sieg noch befeuert, stattdessen konnte Hansa von Glück sprechen, dass Traber nicht frühzeitig den Sack zumachte. Haarsträubend waren die Fehler in der neu formierten Abwehr zu Beginn der zweiten Halbzeit.
Es musste schon ein Elfmeter herhalten, der die Wrangelkicker wieder zurück ins Geschäft brachte. Dabei war selbst nach Spielschluss nicht geklärt: Berechtigt oder nicht? Wurde Ferdi Sarikurt tatsächlich gefoult, oder zog es ihn einfach zu Boden? Egal. Cengiz Yücel verwandelte eine Viertelstunde vor Schluss zum 1:3. Offensichtlich weckte dieser schmeichelhafte Treffer den Kampfgeist des Mittelfelddenkers. Endlich forderte er die Bälle und übernahm die schon sooft eingeforderte Verantwortung. Der Anschlusstreffer lag nun in der Luft, auch weil den Gastgebern die Puste ausging. Und als der nimmermüde und beste Kreuzberger an diesem Spieltag Jörg Weikardt nach Flanke Yücel zum 2:3 einnickte (88.), schien sogar noch der Punktgewinn möglich. Beeindruckend in der heißen Schlussphase war die Bereitschaft der Mannschaft, weiterhin aufs Spielerische zu setzten. Nach wie vor lief der Ball flüssig auf die Flügel, von wo die eingewechselten Frank Engel und Murat Ciftci scharfe Flanken in Tornähe zirkelten. Mittlerweile lief die gefühlt zwanzigste Minute der Nachspielzeit, als Ferdi Sarikurt wieder zu Fall kam. Die gleiche Frage: Foul oder Schwalbe? Und die gleiche Antwort: Egal. Frank Engel schnappte sich nach Absprache mit Yücel den Ball und sicherte lässig ein glückliches Remis (90+4). Zu wenig eigentlich. Zwei Punkte verschenkt.
Aufstellung: Haberecht – Emmerling – A. Selk, Karayel, Catal (46. Ciftci) – Herrmann, Meiser (46. Engel), Yücel, Sarikurt – Weikardt, Yildirim.
Tore: 0:1 (1.), 0:2 (15.), 0:3 (25.), 1:3 Yücel (75 . FE), 2:3 Weikardt (88.), 3:3Engel (94. FE).