24. Spieltag: Spandauer SV 1894 II – Hansa 07 5:2 (2:1)
Mutlos, ideenlos, willenlos: diese fatale Dreifaltigkeit erweckte das Hansa-Team im Helmut-Schleusner- Stadion zu Spandau so gekonnt zum Leben, daß man froh sein kann, die in dieser Klasse magische 30-Punkte-Marke übersprungen zu haben. Was sich liest wie ein Bericht von vor einem Jahr, ist in Wahrheit Stand Mitte April 08. Dabei hatte alles so gut angefangen, als Ben Fischer (siehe rechts) sich bei einem Duman-Freistoß energisch in die Flugbahn stellte und dem Ball die entscheidende Richtungsänderung per Fuß verpaßte; der anschließende Jubellauf die Bande entlang ist jetzt schon Legende! Es war die beste und einzige Hansa-Phase in diesem Spiel, zwischen Minute zehn und zwanzig. So wurde ein Querpaß von Ilhami Catal auf Sturmpartner Engin Kahraman im letzten Moment geblockt, der wohl das 2:0 bedeutet hätte. Catal selbst hatte noch vor den Augen seines auf Berlin-Besuch weilenden Vaters eine Einschußmöglichkeit, das war es aber auch mit Sturm und Drang der Gelbgewandeten, ab Minute 30 übernahm der SSV das Kommando. Gleich dreimal liefen bis zur 38.Minute Spandauer alleine auf Teufelskerl Haberecht zu, der die ersten beiden Versuche in großer Manier abblockte und den dritten Schuß am Tor vorbeihypnotisierte, sich dabei aber die Knochen des linken kleinen Fingers übel verrenkte (siehe Röntgenbild) und einen Kapseleinriß zuzog. Während Haberecht noch hinter dem Tor behandelt wurde, fing sich Ersatz Ali Ilhan die ersten beiden Gegentreffer des Tages: zunächst wurde Duman auf links ausgedribbelt, die folgende Flanke vom völlig freistehenden SSV-Stürmer auf die Brust von Ilhan geköpft und der Abpraller vom immer noch völlig freistehenden Spandauer dankend versenkt. Zwei Minuten später genügte ein 50-Meter-Diagonalschlag aus der eigenen Hälfte, daß ein Spieler des gastgebenden Vereins den Ball einmal aufsetzen lassen konnte, um ihn dann stramm unters Gebälk zu jagen, wieder unbehelligt von Kreuzberger Abwehrversuchen. Über die folgende „Ansprache“ des Trainertorwarts Ilhan breiten wir lieber den Mantel des Schweigens. Hochmotiviert stürmten die Hanseaten auf dem Platz, erkämpften sich den Ball, verloren ihn wieder und gerieten 1:3 in Rückstand, ca. 68 Sekunden nach Wiederanpfiff. Die anschließenden Wechsel im Abwehrverbund hatten die Wirkung, daß Spandau jetzt fast im Minutentakt alleine auf Ilhan zuliefen und in dieser Woche wohl Torschußtraining eins gegen eins ansetzen werden. Daran änderten auch zwei gelb-rote Karten gegen sie nichts, die der etwas kleinliche Schiedsrichter gegen sie verhängte. Zu groß wurde die Lücke zwischen den einzelnen Mannschaftsteilen, das Mittelfeld stellte fast komplett auf Sturm um und war mit zunehmender Spieldauer auch läuferisch nicht mehr in der Lage, den Rückwärtsgang einzulegen. Torchancen Hansa? Fehlanzeige, dagegen lief beim 1:4 der Spieler zwischen der kompletten Verteidigung einfach durch. Zwei nicht gegebene Abseitstore (beide Entscheidungen zweifelhaft) dokumentieren die Überlegenheit des Gegners, der gut und gerne 10 Tore hätte schießen können.
Am Ende wurde der in die Offensive gewechselte Thomas Schachner (siehe obiger Zweikampf) vom Torwart gefoult, den fälligen Elfmeter verwandelte Roman Emmerling mit seiner ersten gelungen Aktion zum für Hansa schmeichelhaften 2:5, danach pfiff der Unparteiische sofort ab und erlöste die Unsrigen von ihren Leiden. Eigentlich ist der Aufstieg nun nicht mehr machbar, doch die gleichzeitige Niederlage Karames erlaubt noch eine Woche Träumereien. Allerdings hat sich TuS Makkabi II mit Wucht zurückgemeldet und den dritten Platz eingenommen. Sollte also das Duell gegen den FC Karame nächsten Sonntag gewonnen werden, ist das nur ein erster kleiner Schritt, dem noch fünf weitere folgen müssen, weitere Patzer der Konkurrenz vorausgesetzt. In dieser Form allerdings hat Hansa in der oberen Tabellenregion, geschweige denn in der Kreisliga A, nichts zu suchen. Hoffnung machen die konstant guten Trainingsleistungen, die Woche für Woche zu bestaunen sind, das Abschneiden in den Punktspielen aber umso unbegreiflicher erscheinen lassen. Hier gilt es für Team und Trainer, den richtigen Hebel zu finden, vielleicht findet eine miserable Rückrunde doch noch irgendwie ein versöhnliches Ende.
Aufstellung: Haberecht (38. Ilhan) – Schachner – Fischer, Vissers (55. Meiser), Duman – Herrmann, Gorelik (46. A. Selk), Akdogan, Emmerling – Catal, Kahraman.
Tore: 0:1 Fischer 9. Min., 1:1 41. Min., 2:1 43. Min., 3:1 47. Min., 4:1 64. Min., 5:1 76. Min., 5:2 Emmerling (FE) 90. Min.