10. Spieltag: FSV Hansa 07 – 1. FC Marzahn 94 3:0 (0:0)
Sein Geheimrezept? Um halb elf ins Bett, am Sonntagmorgen ausgeschlafen über den Flohmarkt schlendern und ganz wichtig: die Zigarette davor („Ach, gib mal her, das hab ich noch nie gemacht“). Wer sich am gestrigen Sonntag gefragt haben sollte, warum Jörg Weikardt nach zwei fußballfreien Wochenenden so frisch wirkte wie ein Duracell-Hase nach einer Überdosis Mentos, dem sei dessen Spielvorbereitung hiermit zum Nachahmen empfohlen. Noch einmal zum Mitschreiben: schlafen, shoppen, schmauchen. Der schmerzlich vermisste, weil treffsicherste Stürmer von Hansa 07 war beim 3:0-Heimsieg gegen den Tabellendritten 1. FC Marzahn 94 der entscheidende Türöffner.
Wie am vergangen Spieltag dominierte Hansa einen vermeintlich stärkeren Gegner von Beginn an. Und wie am vergangenen Spieltag war diese Dominanz mehr eine optische Täuschung denn tatsächliche Torgefahr. Es war mal wieder nett anzuschauen: flüssige Kombinationen über die Flügel, Steilpässe auf stets anspielbaren Stürmer Weikardt und Engin Kahraman – doch dann? Dann passierte meistens nöschts. Mehr als „zwei Halbchancen“ (Trainer Ali Ilhan in der Kabine) hatten die Kreuzberger nicht. Weil aber die Viererkette bestehend aus den türkischen Abwehrtürmen Asker Karayel/Ilhami Catal und dem teutonischen Grätschensemble Paul Linke/Thomas Schachner wenig bis nichts zuließ, fielen auch keine Gegentore in der ersten Halbzeit. Ein Glück für die zahlreich angereisten Hanseaten, dass die Glühweinsaison rechtzeitig begonnen hatte.
Ercan Öktem alias Joe alias der 20-Minuten-Mann
Einen Unterschied zur Vorwoche gab es allerdings schon vor der Pause zu bestaunen: den Siegeswillen der Mannschaft. Daher war auch niemand überrascht, als Ali Ilhan die seit Wochen angekündigte Systemumstellung auf die Kreidetafel schmierte: 4-3-3. Der Mut zum Risiko sollte sich bald auszahlen. 52. Spielminute: Weikardt (aus Platzgründen in der Folge nur noch W. genannt) erobert den Ball, W. zieht zum Tor, W. wird gefoult, W. schießt den Freistoß aus 17 Metern unter die Latte: 1:0. Drei Minuten später: W. setzt sich über rechts durch und passt auf Kahraman, der sich geschickt um seinen Gegenspieler windet und zwischen die Beine des Torwarts netzt: 2:0. Weitere drei Minuten später: ein Eckball von Jakob Huber wird halb hoch geklärt, W. zieht volley ab, Ercan Öktem alias Joe alias der 20-Minuten-Mann (45. bis 65.) hält den Fuß in den Schuss und fälscht entscheidend zum 3:0 ab. Drei Stürmer, drei Tore im Dreiminutentakt – mit einer Spielsystemdebatte ist vorerst nicht zu rechnen.
Die Gäste aus Marzahn sollten sich davon nicht mehr erholen. Die wenigen Stellungsfehler in der Kreuzberger Abwehr konnte Christian Haberecht ausbügeln. Der wegen einer fiesen Mandelentzündung geschwächte Torwart bewies großen Einsatz – auch mit dem Kopf. Eine Schädel-Metall-Kollision mit dem Pfosten überstand er genauso souverän wie die Sprüche des mittlerweile ordentlich angeglühten Anhangs: „Mandeln raus!“ Das Neueste aus seiner Krankenakte: Haberecht nimmt Antibiotika. Am nächsten Sonntag kann er mal ausschlafen und mit W. über den Flohmarkt schlendern. Es ist Pokalwochenende. Da hat traditionell Hansa 07 immer frei.
Aufstellung: Haberecht – Catal, Karayel, Linke, Schachner – Huber, Gorelik, Duman, Kökyaprak (45. Öktem rein, 65. Öktem raus, dafür Akdogan) – Kahraman (81. Yücel), W.
Tore: 1:0 W. (52., Rechtsschuss, W.), 2:0 Kahraman (55. Rechtsschuss, W), 3:0 Öktem (58., Links-Irgendwas, W.)
Karten: wirklich keine
Hansa-Spieler des Spiels: der junge W.
Besondere Vorkommnisse: Spontanes Stiefeltrinken in der Taqueria – Dank an SK Ralle Göritz
Aktueller Tabellenplatz: 7.
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